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Drive my Car

Film & Psychoanalyse

Drive my Car
Vivian Pramataroff-Hamburger

Der Film entspricht genau meiner Vorstellung von Japan. Viellicht weil das Drehbuch auf zwei Geschichten von Haruki Murakami beruht, meinem Lieblingsautor, auch wenn ich ihn leider nicht im Original lesen kann. Den Film zu sehen ist beruhigend: man sieht sich Bilder an, die man wie ein Déjà-vu schon im Kopf gesehen hat.

Der Film erzählt eine Liebesgeschichte, die mit einer anderen verflochten ist – “Onkel Wanja” von Tschechow, der auf einem Theaterfestival aufgeführt werden soll. Die Handlung ist langsam und konsequent, chronologisch klar. Zwei Menschen, eine Drehbuchautorin und ein Theaterregisseur, leben nach dem Tod ihres Kindes wie in einem Traum gefangen. Das Leben geht nur scheinbar weiter, wie der Verkehr auf Tokyos verschlungenen Highways. Das intime Leben des Paares spielt sich nicht nur im Schlafzimmer ab, sondern auch im wechselseitigen Weiterschreiben der Geschichte, die die Frau erzählt. Die Beiden sind, egal was geschieht, eng verbunden; das erinnert an Tschechows Helden. Aber sie können nur die Geschichte der Anderen schreiben, nicht die eigene.

Plötzlich passiert etwas, was die Handlung dramatisch ändert – es soll hier nicht verraten werden, das würde dem Film die Erwartungsspannung nehmen, mit der er aufgeladen ist. Sie wird im ersten Teil durch Bewegung von innen nach außen angetrieben. Nach der Wende werden die Szenen im Haus durch Außenszenen ersetzt. Die Straße und der Wechsel der Jahreszeiten bestimmen den zweiten Teil – Casting, Proben, und vor allem: lange Autofahrten mit einer rätselhaften, schweigsamen Fahrerin, die die Ermächtigung bekommt, seinen geliebten alten Saab zu fahren, und deren eigene Geschichte sich langsam enthüllt. Auch in Tschechows Onkel Wanja geht die Bewegung von außen nach innen. Das Stück beginnt im Garten und endet im Zimmer, verdichtet zu einem dramatischen Knoten. In der Inszenierung, deren Entstehung wir im Film verwundert verfolgen, werden die Figuren von Menschen gespielt, die verschiedene Sprachen sprechen; eine der Schauspielerinnen ist taubstumm.

Auch die Filmhandlung vollendet schließlich diesen Kreis, in einer bestimmten, fast traumhaften Weise, mit Sonyas Monolog aus Onkel Wanja. Was das Traumhafte darin ist, auch das soll hier nicht verraten werden. Schon weil das gar nicht ginge. Man muss diesen Schlussakkord erleben.

Schon deshalb sollte man den Film im Original mit Untertiteln sehen, um die Irritation mitzuvollziehen. Die japanische Sprache klingt hart und – für unsere Ohren – sehr ernst, selbst wenn gescherzt wird. Irgendwie abgeschnitten. Schon das Zuhören erzeugt Spannung. Ich fühlte mich, als würde ich vor Anspannung aufhören zu atmen. Dann ließ ich mich auf den Film ein, der drei Stunden lang läuft, ohne Widerstand. Murakami ist ein Dichter. Der Film erzeugt eine Atmosphäre unermesslicher Traurigkeit, unermesslicher Schuld (es geht nicht ohne sie) und bedingungsloser Liebe.

Drive my Car ist bei dem 94. Academy Awards in den Kategorien Bester Film, Bester internationaler Film, Bestes adaptiertes Drehbuch und Beste Regie nominiert.

https://www.imdb.com/title/tt14039582/?ref_=ext_shr_lnk

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Gyne 07/2021 – Begleitung von traumatisierten Frauen während Schwangerschaft und Geburt in der frauenärztlichen Praxis

Gyne 07/2021

Begleitung von traumatisierten Frauen während Schwangerschaft und Geburt in der frauenärztlichen Praxis

Autorin:

Marina Kruse,  MA, BA

4.473.144 Kinder wurden im Jahr 2020 in Deutschland geboren [1], bis auf wenige Ausnahmen wurden alle schwangeren Frauen dabei von Gynäkologinnen und Gynäkologen begleitet. Wir wissen, dass viele dieser Frauen in ihrer Biografie Übergriffe oder Gewalt in Kindheit und Jugend, in früheren Beziehungen oder in der aktuellen Partnerschaft erfahren. Einer Studie der Europäischen Agentur für Menschenrecht zufolge ist das Erleben von Gewalt in Deutschland (genauso wie in anderen Ländern) kein Einzelfall:

  • jede 3. Frau hat körperliche Gewalt seit ihrem 15. Lebensjahr erfahren
  • jede 5. Frau erlebt körperliche und/oder sexualisierte Gewalt innerhalb einer Partnerschaft
  • 43 % aller Frauen erfährt psychische Gewalt
  • 5 % sind seit dem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden und
  • jede 3. Frau hat in der Kindheit körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erfahren [2]

Die Erfahrung von physischer, psychischer oder sexualisierter Gewalt ist eine der möglichen Ursachen von Traumata. Weiter Gründe können sein:

  • schwere Erkrankungen, Unfälle, medizinische Eingriffe, Geburten
  • Verluste (Kindstod, Inobhutnahme von Geschwisterkindern, Partnerinnen und Partner, Heimat, Arbeit…)
  • Naturkatastrophen
  • Kriege, Vertreibung, Folter, Flucht
  • FGM/C (weibliche Genitalbeschneidung, -verstümmelung)
  • das Miterleben von (sexualisierter) Gewalt als Zeugin oder Zeuge
  • und das Zusammenleben als Kind mit traumatisierten Eltern (second-generation Traumata)
  • Konfrontation mit Traumafolgen als Helferinnen und Helfer

Unter einem Trauma versteht man „vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt“ [3]. Nicht jedes belastende Ereignis löst Traumafolgen aus. Ob ein Trauma langfristige Auswirkungen hat, die über eine Anpassungsreaktion hinausgehen, ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Es macht einen Unterschied, ob es ein tragendes soziales Umfeld gibt, Resilienz vorliegt oder ob eine insgesamt unsichere Lebenssituation vorliegt. Geschätzt 50 % aller Menschen machen im Leben eine oder mehrere traumatischen Erfahrungen. Von diesen entwickeln ungefähr ein Drittel eine Traumafolgestörung. Die Lebenszeitprävalenz beträgt in Deutschland circa 1,5–2 %. Männer sind seltener betroffen. Je nach Art des Ereignisses variiert das Risiko, an einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken:

  • 50 % nach dem Erleben von Krieg, Folter oder Vergewaltigung
  • Andere Gewaltverbrechen 25 %
  • Verkehrsunfälle oder schwere Erkrankungen 10 % [4]

Die Geburt des eigenen Kindes verbinden ungefähr 20 % aller Mütter mit einer traumatischen Erfahrung, ungefähr 10 % sind in den ersten Wochen post partum durch Stressreaktion beeinträchtigt und 3 % aller Mütter entwickeln das Vollbild einer PTBS [5].

Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, dass ein wesentlicher Teil der Frauen, die im Rahmen der geburtshilflichen Vorsorge begleitet werden, in der Vergangenheit Erlebnisse hatte, die zu Traumafolgen führen. Grund genug, sich näher mit den Auswirkungen dieser Erfahrungen und den Unterstützungsmöglichkeiten im Kontext von Schwangerschaft und Geburt auseinanderzusetzen.

Auswirkungen

Gewalt und Trauma haben Auswirkungen auf die (Frauen-)Gesundheit und auf das Erleben von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Die hier geschilderten Folgen können beobachtet werden, müssen aber nicht auftreten. Ein Teil der Betroffenen ist während dieses Lebensabschnittes sehr belastet, andere erleben diese Zeit positiv und sich selbst als stark.

Die erfahrene Ohnmacht und massive Bedrohung führen zu einer veränderten Wahrnehmung von sich selbst. Das Körperempfinden und die Vorstellung von sich selbst in der Welt, hat psychische, physische und psychosomatische Folgen. Neben den direkten körperlichen Verletzungen können chronische Schmerzsyndrome, Harnwegsinfekte, Magen-Darm-Störungen und Atemwegsbeschwerden beobachtet werden. Auch die Psyche leidet: Neben der Posttraumatischen Belastungsstörung treten Depressionen, Ängste, Panikattacken, Essstörungen und Selbstwertstörungen auf. Ungewollte Schwangerschaften, vermehrte Abbrüche und sexuell übertragbare Infektionen beeinträchtigen die Gesundheit und die des Kindes [6].

Veränderte Wahrnehmung

Traumafolgen können dazu führen, dass die Schwangerschaft verdrängt bzw. nicht wahrgenommen wird [7]. Es ist schwer zu fremden Personen Vertrauen zu fassen, wenn man von Menschen, denen man vertraut hat, verletzt wurde.

Dies kann die Arbeitsbeziehung zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen belasten. Äußern kann sich dies zum Beispiel in der Nicht-Wahrnehmung von Terminen oder in einem Verhalten, das von manchen Menschen als unkooperativ bezeichnet wird. In Folge der Traumatisierung können Körperempfindungen und Gefühle abgespalten – dissoziiert – werden. Warnsignale wie Schmerzen, abnehmende oder fehlende Kindsbewegungen werden unter Umständen nicht verspürt – mit dem Risiko, dass die Gesundheit von Mutter und Kind gefährdet sein kann. Um nicht wieder in eine solche Hilflosigkeit wie damals zu geraten, versuchen Traumaüberlebende nach Möglichkeit die Kontrolle zu behalten.

Das Wachstum des Kindes, welches eine Veränderung der mütterlichen Körpersilhouette mit sich bringt, Kindsbewegungen und Wehentätigkeit gehören allerdings zu den Entwicklungen, die nicht kontrollierbar sind. Dies ist von der Frau unter Umständen nur schlecht aushaltbar. Das Kind wird als „Alien“ empfunden, gegen den sich im Extremfall Gewaltphantasien richten können.

Ein Kind zu erwarten, weckt gesellschaftliche Erwartungen: Mit der Feststellung der Schwangerschaft werden Frauen mit Vorstellungen konfrontiert, wie sie sich zu verhalten und zu ernähren haben. Diesen können selbst unbelastete schwangere Personen nur schwer entsprechen. Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum können als Bewältigungsstrategien gedeutet werden, die zwar gesundheitsgefährdend sind, aber den Betroffen vordergründig helfen, mit den Folgen der Traumata leben zu können. Mit Eintritt der Schwangerschaft fallendiese Möglichkeiten weg, wenn die Frau den gesellschaftlichen und eigenen Ansprüchen genügen will. Das stellt sie vor weitere Probleme. Gelingt ihr das nicht, wird sie es vermutlich als ein weiteres Versagen deuten und zunehmend Druck verspüren – dem sie ggfs. mit einem weiteren Substanzmissbrauch begegnet. Während der Schwangerschaft findet eine Auseinandersetzung mit der künftigen Rolle als Mutter statt, der in der Regel von der Frage begleitet ist, welche eigenen Erfahrungen als Kind mit den Eltern gemacht wurden.

Bei Frauen, die in ihrer Kindheit Gewalt und Missbrauch im häuslichen Kontext erfahren haben, ist dieser Vergleich oftmals sehr belastend. Am Ende steht vielleicht eine Idee, wie sie keinesfalls als Mutter sein möchte, was nicht bedeutet, dass sie eine Vorstellung hat, wie sie stattdessen ihre künftige Rolle ausfüllen möchte.

Vorsorgeuntersuchungen

Für Überlebende sexualisierter oder körperlicher Gewalt können Untersuchungen im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge schwierig auszuhalten sein. Zu einem Termin zu gehen, von dem sie weiß, dass er mit einer körperlichen und vaginalen Untersuchung verbunden ist, führt schon im Vorfeld zu einem hohen Stressniveau. Sich entkleidet auf einen exponierten Untersuchungsstuhl zu legen und an der Brust oder in der Vagina berührt zu werden, kann alte Erinnerungen antriggern und als übergriffig erlebt werden. Dies kann die gleichen Reaktionen wie bei dem damaligen Missbrauch auslösen: Kampf oder Fluchtverhalten. Mit der kommenden Geburt vor allem des ersten Kindes ändert sich das Leben der Mutter auf allen Ebenen: Aus dem Paar wird eine Triade. Die Verantwortung für ein neues Leben muss übernommen werden. Mutterschaft bedeutet in der Regel einen zumindest vorübergehenden Ausstieg aus der Berufstätigkeit und eine Abhängigkeit vom Partner.

Traumatisierte Frauen fällt die Bewältigung dieser Lebenskrise ggfs. schwerer als anderen, die diese Erfahrungen nicht machen mussten.

Ein besonderes Augenmerk gilt in dieser Zeit der Vorbereitung auf die Geburt. Für schwangere Gewaltüberlebende kann die kommende Geburt schon im Vorfeld herausfordernd und damit extrem angstbesetzt sein. Sie fürchtet, wieder in einen Zustand der Hilflosigkeit zu geraten, in dem sie die Kontrolle verliert. Dies kann die notwendige Vorbereitung und eine Auseinandersetzung mit Fragen, wo und wie sie ihr Kind auf die Welt bringen will, verhindern.

Geburt

Die Geburt ist ein machtvolles Erleben. Der Körper übernimmt die Führung, die Frau ist ihm (scheinbar) ohnmächtig ausgeliefert. Sie befindet sich in einer Situation, die sie nicht einschätzen kann, an einem unbekannten Ort und in der Obhut von Menschen, denen sie vertrauen soll, aber nicht weiß, ob sie das kann. Darauf kann unterschiedlich reagiert werden. Wir sehen Gebärende, die

  • sehr spät am Geburtsort eintreffen, da die einsetzende Wehentätigkeit nicht wahrgenommen oder verdrängt wird
  • sehr fordernd wirken, alles hinterfragen und/oder vehement ablehnen (Kontrolle behalten)
  • alles über sich ergehen lassen, als wären sie gar nicht am Geschehen beteiligt (Dissoziation)
  • sehr angespannt sind und nicht gut in die Geburtsarbeit kommen.

Frühere Gewalterfahrungen können durch die notwendigen Interventionen reaktiviert werden. Druck auf den Beckenboden, Schmerzen im Vaginalbereich oder die Lagerung der Gebärenden in einer bestimmten Position können einen Flashback auslösen.

Wochenbett

Auch das Wochenbett kann für die Mütter eine schwierige Zeit sein. Neben den körperlichen Veränderungen (Blutung und Schmerzen) kann der einsetzende Milcheinschuss mit den entsprechenden Veränderungen an der Brust triggern. Ein weiterer Faktor, der die Zeit nach der Geburt belasten kann, ist die gefühlte Abhängigkeit vom Kind. Jederzeit für das Neugeborene zur Verfügung stehen, nächtliches geweckt werden (als Wiederholung des Missbrauchs in der Kindheit) und der Nähewunsch des Kindes können die entstehende Mutter-Kind-Beziehung belasten.

Zusammenhang zwischen früheren Gewalterfahrungen und Geburtserleben

Wie eine Frau ihre Schwangerschaft und Geburt erlebt, hat viel mit ihren Vorerfahrungen zu tun. Mehr als die Hälfte (52,6 %) der traumatisierten Frauen empfindet ihre Schwangerschaft als belastet. Über zwei Drittel (69 %) der Mütter mit Negativen Geburtserleben sind in Kindheit und Jugend traumatisiert worden. Mütter mit belasteter Schwangerschaft und Mütter mit einem negativen Geburtserleben erkranken häufiger an einer post-partalen Depression und sind in ihrem Umgang mit den Kindern intrusiver[8].

Unterstützungsmöglichkeiten

Die Grundvoraussetzung, um schwangere Personen und Mütter geeignet zu unterstützen ist zunächst eine hohe Sensibilität für das Thema als solches. Noch immer wird die Prävalenz von Gewalt und die Folgen für die Betroffenen unterschätzt. Den Gesundheitsberufen kommt eine Schlüsselrolle im Erkennen von Gewalt und Vermittlungan geeignete Unterstützungsnetzwerke zu. Sie können wichtige Signale setzen.

Die Frage nach früheren oder aktuellen Gewalterfahrungen wird noch viel zu selten gestellt, weder in den fachärztlichen Praxen noch in den geburtshilflichen und gynäkologischen Abteilungen in den Krankenhäusern.

Dennoch ist sie aus unterschiedlichen Gründen wichtig. Das Wissen um die gesundheitlichen Auswirkungen von Gewalterfahrungen wird bei Diagnosestellung und Therapieplanung helfen. Die Betroffene erhält mit der Frage das wichtige Signal, dass sie nicht alleine dasteht. Wenn allen Frauen diese Frage gestellt wird, scheint es ja viele Menschen zu betreffen. Und sie erfährt, dass sie über ihre Erfahrungen sprechen kann und ihre Beschwerden vielleicht in einem Zusammenhang mit der Gewalt stehen. Mögliche Formulierungen können sein:

  • „Ich habe schon öfters gesehen, dass Beschwerden wie die Ihrigen bei Frauen auftreten, die früher sehr schwierige Erfahrungen oder Gewalt erfahren haben. Kann es sein, dass das auch auf Sie zutrifft?“
  • „Wir wissen, dass in diesem Land ungefähr jede dritte Frau schon einmal körperliche Gewalt erlebt hat. Da das Folgen für die Gesundheit haben kann, fragen wir jede Patientin nach ihren Erfahrungen. Wurden Sie schon einmal gegen Ihren Willen zu etwas gezwungen oder hat sie schon einmal jemand körperlich angegriffen?“

Gute Hinweise, wie im gynäkologischen oder geburtshilflichen Alltag das Thema Gewalt gegen Frauen angesprochen werden kann, finden sich im klinischen Handbuch der WHO, das im Internet zum Download zu finden ist [9]. Selbst wenn die Frau nicht auf die Frage antwortet, so hat sie doch gehört, dass sie über ihre Erfahrungen sprechen kann. Entsprechendes Infomaterial im Waschraum und Wartezimmer sind hilfreich.

Traumasensibilität

Da Gewalt- und Traumaerfahrungen niemals sicher ausgeschlossen sein können, sollte eine traumasensible Sicht- und Arbeitsweise eine Selbstverständlichkeit in der gynäkologischen und geburtshilflichen Arbeit sein. Was ist darunter zu verstehen?

Wertschätzung

Nicht nur der Person wird mit Wertschätzung begegnet, sondern auch den Verhaltensweisen und Folgen, die sich aus der Traumatisierung ergeben. Jedes Verhalten macht Sinn, wenn man es in dem Kontext betrachtet, in dem es entstanden ist. Diese geänderte Perspektive auf die manchmal irritierenden Reaktionen der Patientinnen erlauben einen anderen Umgang mit den Symptomen. So kann aus der „unverantwortlich handelnden“ Schwangeren, die sich trotz Gestationsdiabetes nicht an Ernährungsrichtlinien hält, eine Frau werden, die auf die ihr bislang bekannten Strategien (Essen) zurückgreift, um Stress zu bewältigen.

Transparenz und Verlässlichkeit

Zu wissen, was, wann, auf welche Weise, mit welcher Dauer und aus welchem Grund geschieht, erleichtert es, sich auf das Kommende einzustellen. Es gibt Kontrolle zurück. Das hohe Stresslevel, welches mit einem Besuch in der Praxis verbunden ist, kann reduziert werden, wenn die Patientin weiß, dass vereinbarte Zeiten im Rahmen des Möglichen eingehalten werden. Lange Zeit im Wartezimmer mit hoher Anspannung sitzen zu müssen kann die eigene Stresstoleranz überfordern.

Sicherheit

Ein Trauma bedeutet höchste Unsicherheit, eine Erfahrung, die sich in keinem Fall wiederholen sollte. Umgebungsfaktoren sollten so gestaltet werden, dass kein Gefühl von Bedrohung entstehen kann. Geschlossene Türen, nur angekündigtes Personal, eine Wahl, wo und ob eine Untersuchung durchgeführt wird (Liege oder gynäkologischer Stuhl) stellen hier einfach zu realisierende Möglichkeiten dar.

Da Interventionen oftmals eine Herausforderung darstellen, sollte ihr Einsatz mit Bedacht entschieden werden.

Es ist unerlässlich, Untersuchungen im Kontakt mit der Frau und mit genügend Zeit vorzubereiten und zu gestalten. Wenn sie mit einer vaginalen Untersuchung einverstanden ist, so heißt das nicht, dass es leicht für sie ist. Halten Sie Blickkontakt, um Stresszeichen wahrnehmen zu können, erklären Sie, was als nächstes geschieht („Sie spüren jetzt meinen Finger an den Schamlippen“) und sprechen Sie mit ihr Stopp-Signale ab [10, 11]. Innere Sicherheit bedeutet auch, ihr Möglichkeiten zu bieten, mit denen sie ihre Stresssymptome besser regulieren kann. So kann es beispielsweise hilfreich sein, während einer Untersuchung die Handmuskulatur bewusst angespannt zu halten und diese Muskulatur zu spüren. Das verhindert ein Abdriften in einen dissoziativen Zustand.

Kommunikation

Worte schaffen Wirklichkeit – dieser Satz hat im Kontext von Trauma Gültigkeit. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl fällt es manchmal schwer, den eigenen Wahrnehmungen zu trauen. Mit respektvollen und offenen Fragen kann das Empfinden für die eigenen Bedürfnisse gestärkt werden. Traumaüberlebende haben oftmals eine gesellschaftlich geprägte Vorstellung, wie man sich zu fühlen und was man zu tun haben soll, was das Richtige ist.

Die Frage „Wollen Sie stillen?“ impliziert, dass das Geben der Brust das Normale ist. Für eine unsichere Frau ist es schwierig mit Nein zu antworten. Lautet die Formulierung „Wie möchten Sie Ihr Kind ernähren?“ so ermöglicht dies, die eigenen Vorstellungen zu äußern. Ähnlich kann beim Thema Kindsbewegungen vorgegangen werden. „Manche Frauen spüren gerne, wie sich das Kind bewegt, andere finden das unangenehm. Wie ist es für Sie?“ eröffnet die Möglichkeit, über die eigenen Gefühle zu sprechen, ohne sich falsch zu fühlen. Formulierungen wie „Entspannen Sie sich! Es ist gleich vorbei! Das kann gar nicht wehtun!“ sind Tätersprache und können triggern. „Können Sie versuchen, die Muskulatur etwas zu lockern?“ „Wie möchten Sie sich während der Untersuchung legen, sodass es für Sie gut ist?“ „Ich sehe, das ist sehr unangenehm für Sie, sollen wir eine Pause machen?“ sind wesentlich geeigneter.

Kommunikation gelingt am besten auf Augenhöhe. Ärztinnen und Ärzte sind die Fachexpertinnen und -experten. Die Frauen haben die Expertise für ihr Leben und ihre Person. Erst, wenn beides berücksichtigt wird, kann die Unterstützung hilfreich sein. Die Patientin wird sich sicherer und fühlt sich gesehen, wenn ein Gespräch in einer gleichberechtigten Situation stattfindet, also nicht, wenn sie halb nackt auf dem Untersuchungsstuhl liegt, während die sprechende Person angekleidet zwischen ihren Beinen steht.

Geburtsvorbereitung

Da die kommende Geburt häufig angstbesetzt ist, erfordert sie eine gute Vorbereitung. Frauen mit Gewalterfahrungen, insbesondere, wenn sie sich an die vorangegangene Geburt traumatisch oder negativ erinnern, haben zwar meist eine Vorstellung davon, was sie nicht wollen. Oft fehlt aber ein Konzept, was stattdessen hilfreich sein könnte. Im gemeinsamen Gespräch kann das herausgefunden werden. Aus „Ich will nicht…“ kann „Da es für mich sehr schwierig ist, …auszuhalten, ist es für mich wichtig, dass…“ [12]. Das können scheinbare Kleinigkeiten sein, wie eine auskühlende Nabelschnur, die auf dem Damm liegt und die Mutter in der letzten Geburt getriggert hat. Wenn bekannt ist, was die Angst auslöst, so können Gegenstrategien entwickelt werden. In diesem Fall war es ein dünnes Tuch, welches um die Nabelschnur gewickelt wurde.

Werden die Wünsche im Rahmen des Möglichen berücksichtigt, so erleben die Frauen Selbstwirksamkeit – die Gegenerfahrung zur früheren Ohnmacht. Ermutigen Sie die Schwangeren, gut vorbereitet zu einem Anmeldegespräch zur Hebamme oder Geburtsklinik zu gehen, sodass sie dort ihre Wünsche und Ängste äußern können. In manchen Kliniken (z. B. das Krankenhaus Links der Weser in Bremen) existieren bereits Spezialsprechstunden, in denen psychosozial belastete Frauen Gelegenheit haben, ihre Anliegen vorzubringen und den Ablauf der Geburt aktiv mit vorzubereiten.

Die Aufgabe von Gynäkologinnen und Gynäkologen ist die traumsensible Unterstützung von gewaltüberlebenden Frauen im Rahmen des eigenen professionellen Auftrags. Jede positive, achtsame und wertschätzende Begegnung kann für die Betroffene zu einer Ressource und damit hilfreich für ihre weitere Entwicklung werden. Zu den Aufträgen gehört auch die Weitervermittlung in weiterführende Angebote: Frühe Hilfen, traumasensibel fortgebildete Hebammen, Frauenberatungsstellen und -häuser oder Traumaberatung oder -therapie können da weiter machen, wo der ärztliche Auftrag endet. Um die eigenen beruflichen Grenzen wahren zu können, ist es hilfreich ein Netzwerk zu bilden, an welches bei Bedarf verwiesen werden kann.

Zusammenfassung

Eine traumasensible gynäkologische Begleitung von schwangeren Frauen erfordert von Ärztinnen und Ärzten Wissen um Prävalenz, Formen und Auswirkungen von Gewalterfahrungen. Traumata und Gewalt haben körperliche und psychische Folgen, die sich im Alltag oftmals in unerwarteten Verhaltensweisen zeigen. Um Patientinnen angemessen unterstützen zu können, müssen Fachkräfte achtsam, wertschätzend und sensibel auf deren Bedürfnisse eingehen. Hierbei ist es das Ziel, Betroffenen positive Gegenerfahrungen zu ermöglichen: Selbstwirksamkeit statt Machtmissbrauch, Sicherheit statt Angst, Stärke statt Ausgeliefertsein.

Schlüsselwörter: Trauma – Traumasensibilität – Dissoziation – Kommunikation – Wertschätzung – Sicherheit

 

Interessenkonflikt: Die Autorin erklärt, dass bei der Erstellung des Beitrags keine Interessenkonflikte im Sinne der Empfehlung des International Committee of Medical Journal Editors bestanden.

 

Korrespondenzadresse:

Martina Kruse MA, BA
Traumazentrierte Fachberatung (DeGPT)
Traumatherapie (PITT)
Systemische Beratung (SG)
Familienhebamme
Kyllburgerstraße 7
50937 Köln
Tel.: 02219777242
martina.kruse@gmx.net
www.beratungundfortbildung-kruse.de

Slide Begleitung von traumatisierten Frauen während Schwangerschaft und Geburt in der frauenärztlichen Praxis Gyne 07/2021

Literatur:

  1. Statistisches Bundesamt.        destatis. https://www.destatis.de/DE/Themen/ Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/ Geburten/_inhalt.html; letzter Zugriff: 02.08.2021
  2. European Union Agency for Fundamental Rights. Survey on violence against women in EU. https://fra.europa.eu/en/publications-and-resources/ data-and-maps/survey-data-explorerviolence-against-women-survey; letzter Zugriff: 02.08.2021
  3. Fischer G & Riedesser P. Lehrbuch der Psychotraumatologie 2009; München: Reinhardt
  4. Flatten G et al. S3 – Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung. Trauma & Gewalt 2011; 3: 202–210
  5. Weidner K et al. Traumatische Geburtsverläufe: Erkennen und Vermeiden. Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie 2018; 5: 189–196
  6. Hellbernd H et al. Häusliche Gewalt gegen Frauen: gesundheitliche Versorgung. Das S.I.G.N.A.L. Interventionsprogramm. Handbuch für die Praxis. Wissenschaftlicher Bericht 2004
  7. Wessel J. Die verdrängte Schwangerschaft 2007; Hamburg: Akademos
  8. Simen S. Bedeutung von Traumatisierung für Schwangerschaft und Geburt…und das Kind. Vortrag 2018
  9. WHO. Gesundheitliche Versorgung von Frauen, die Gewalt in der Paarbeziehung oder sexuelle Gewalt erfahren. Klinisches Handbuch der WHO. S.I.G.N.A.L. e.V. 2014
  10. Sherover Neumann Y. Durchführung einer gynäkologischen Untersuchung bei sexuell missbrauchten Frauen. In: Simkin P, Klaus P (Hrsg.). Wenn missbrauchte Frauen Mutter werden. Die Folgen früher sexueller Gewalt und therapeutische Hilfen 2015: 167–278; Stuttgart: Klett-Cotta
  11. Schumann C. Die Frauenärztliche Praxis – Schlüsselrolle bei der Intervention bei der Gewalt gegen Frauen. In: Büttner M (Hrsg.). Handbuch Häusliche Gewalt 2020: 201–215; Stuttgart: Schattauer
  12. Simkin P & Klaus P. Wenn missbrauchte Frauen Mutter werden. Die Folgen früher sexueller Gewalt und therapeutische Hilfen 2015; Stuttgart: Klett-Cotta

Gyne 03/2021 – Vulvodynie – Die Behandlung in der Frauenarztpraxis mit der Patientin gemeinsam gestalten!

Gyne 03/2021

Vulvodynie – Die Behandlung in der Frauenarztpraxis mit der Patientin gemeinsam gestalten!

Autorin:

Dr. med. Andrea Hocke

Einleitung

Vulvodynie ist eine Erkrankung, die in der Versorgung sowohl Patien- tinnenals auch Ärztinnenund Ärzte frustrieren kann. Das typische Er- scheinungsbild einer Vulvodynie ist ein chronisches, meist schmerzhaftes Missempfinden über mehr als drei Monate im Bereich der gesamten Vulva oder nur im Bereich des Scheidenvorhofs (Vestibulum). Einer spezifischen Erkrankung kann es in der Regel nicht zugeordnet werden. Die Schmerzstärke und die Frequenz des Auftretens der Schmerzen variieren stark.

In der Regel haben Frauen, die an Vulvodynie leiden, bereits Praxen mehrerer Fachrichtungen aufgesucht und sich Behandlungsversuchen unterzogen, ohne jedoch eine Besserung des Beschwerdebildes zu erleben. Oft haben sie über lange Zeit Antimykotika oder Antibiotika erhalten, obwohl nicht immer eine pathologische Besiedlung vorlag. Die oftmals erhebliche Einschränkung der Lebensqualität ist die Regel.

Fallbeispiel 1
32-jährige Patientin hat seit zwei Jahren Schmerzen und Brennen im Bereich der Vulva. Unter der Annahme einer Pilzinfektion erfolgte eine lokale Behandlung, wodurch es nur kurzfristig zur Besserung kam. Nach erneuter Zunahme der Beschwerden mehrfache lokale antimykotische Behandlung. Anschließend Behandlung mit Antibiotika bei Nachweis von E. coli im Vaginalabstrich. Jetzt auch Beschwerden beim Wasserlassen und Vorstellung beim Urologen. Eine längerfristige prophylaktische Antibiotikaeinnahme wurde empfohlen. Wegen der Schmerzen im Bereich der Vulva auch Vorstellung beim Dermatologen. Dort Empfehlung zur lokalen Cortisonbehandlung. Lokale Behandlungen mit Pflegecremes und Milchsäurekuren wurden durchgeführt. Die Beschwerden persistierten. Die Patientin wechselte mehrfach die gynäkologische Behandlung. Das Störungsbild der Vulvodynie wurde nicht erläutert und mit der Patientin nicht als alternative Diagnose diskutiert. Die Patientin fand letztendlich Informationen über die Vulvodynie im Internet.

Symptomatik und Diagnostik

Es gibt keine exakten Daten zur Häufigkeit des Auftretens einer Vulvodynie. In internationalen Studien variieren die Zahlen zwischen 10 % und 28 % [1, 2]. Das Erkrankungsalter liegt zwischen 16–60 Jahren, wobei bei Beschwerden nach der Menopause das urogenitale Menopausensyndrom im Vordergrund steht.

Definition Vulvodynie

Bereits 1880 wurde der Scheidenschmerz in der Fachliteratur beschrieben. 2015 wurden in einem Konsensuspapier mehrerer internationaler Fachgesellschaften Terminologie und Klassifikation des persistierenden Scheidenschmerz und der Vulvodynie vereinheitlicht ([3],  Tab. 1).

Man unterscheidet zwei Typen von Vulvodynie, die wiederum vom Vulvaschmerz abgegrenzt werden:
– „Provozierte“ Vulvodynie, wobei der Schmerz durch Provokationim Bereich des Scheidenvorhofs entsteht, oft vor dem Hymenalsaum (PVD, Ehemals: Vestibulitis-Syndrom, meist bei jüngeren Frauen)
– Eine generalisierte Form, die den gesamten Bereich der Vulva betrifft und mit einem dauerhaften Mißempfinden einhergeht, auch ohne Provokation (GVD)

Erkenntnisse zur Ursache der Vulvodynie

Immer noch sind die Ursachen für das Entstehen einer Vulvodynie un- klar, und man geht von einem multifaktoriellen Geschehen aus [4]. Meist ist die Vulvodynie eine Ausschlussdiagnose. Als Auslöser werden oftmals vulvovaginale Infektionen mit anschließend häufig wiederholten lokalen Behandlungen identifiziert.

Histologische Untersuchungen zeigen eine Neuroproliferation im Bereich des Vestibulums. Ebenso finden sich vermehrt Lymphozyten, Mastzellen und proinflammatorische Zytokine. Allerdings sind diese Veränderungen nicht beständig in allen Studienergebnisse zu finden. Auch hormonelle Zusammenhänge werden diskutiert. So berichten Frauen häufig von unterschiedlichen Schmerzintensitäten im Verlauf des Zyklus. Aber auch hier findet sich kein einheitliches Bild. Bei gehäuftem Auftreten innerhalb Familien wird auch eine genetische Prädisposition diskutiert.

Anamneseerhebung

Frauen berichten von starken brennenden oder stechenden Schmerzen im Bereich der Vulva. Auch Juckreiz kann ein Symptom sein. Die Intensität und die Schmerzdauer variieren. Ganz entscheidend für die Diagnosestellung ist eine ausführliche Anamnese zu folgenden Punkten:

Entstehen und Verlauf der Schmerzentwicklung

  • Schmerzbeginn
  • Schmerzdauer- und Intensität (Schmerzskala 0–10; 0 = kein Schmerz, 10 = stärkster vorstell- barer Schmerz)
  • Schmerzwahrnehmung (z. B. brennend, juckend, stechend, dumpf)
  • Zyklische Veränderung der Schmerzintensität
  • Schmerzintensität im Tagesver- lauf
  • Zusammenhänge zwischen In- tensität und Bewegung (z. B. Fahrradfahren)
  • Zusammenhänge mit psychi- schen Belastungen
  • Was verändert den Schmerz (Positiv/Negativ) ?
  • Einführen von Tampons möglich?
  • Hilfreich: Schmerzfragebogen, Modul für viszerale und urogeni- tale Schmerzen(Frauen) der Deut- schen Schmerzgesellschaft [5]

Sexualanamnese [6]

  • „Wie sind Sie mit Ihrem Sexualle- ben zufrieden?
  • Beschreibungder Problematikbe- dingt durch Schmerzen, Schmerz- beginn.
  • Reaktion des Partners auf die Stö- rung, Auswirkung auf die Part- nerschaft
  • Sexualität vor Beginn der vulvä- ren Schmerzen
  • Einstellung zur Masturbation, oralem Sex

Fast immer wird bei Vulvodynie die Penetration als schmerzhaft erlebt [7]. Auch das Lustempfinden ist eingeschränkt, da das Erleben von Sexualität nie frei von Angst und Anspannung ist [8]. Immer wieder berichten Frauen, die an Vulvodynie erkrankt sind, von Schuldgefühlen gegenüber dem Partner. Oft kommt der Satz: „Ich habe Angst, dass mein Partner das nicht mehr lange mitmacht“.

Fallbeispiel 2
Dies zeigt, wie wichtig eine exakte Anamnese zum Erfassen von Differentialdiagnosen ist. Eine 26-jährige Patientin mit den typischen Beschwerden einer Vulvodynie und den typischen Behandlungsansätzen, die nicht zu einer Besserung führten. Befragt nach ihrem Sexualleben berichtete sie, dass sie mit 20 Jahren das erste Mal Geschlechtsverkehr gehabt habe und Gewalt in der Beziehung erlebt habe. In einer jetzt neuen Partnerschaft erlebe sie viel Wertschätzung, habe aber Angst vor der Penetration, die immer schmerzhaft sei. Sie gab an, dass sie sich bei den Ärzten nie getraut habe, über dieses Thema zu sprechen, aber auch nie gefragt wurde. Auch gegenüber ihrem Partner sei es einfacher, über unklare Schmerzen als über die Angst zu sprechen. Diagnostisch handelte es sich in diesem Fall um eine Dyspareunie, also um nicht organisch bedingte Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, und nicht um eine Vulvodynie.

Häufige Komorbiditäten
(z. B. andere chron. Schmerzsyndrome, z. B. Fibromyalgie, chronisches Beckenschmerzsyndrom, Reizdarm, -blase, Kiefergelenkstörung, Kopfschmerzen, Zähneknirschen)

Psychosoziale Anamnese

  • Aktuelle Belastungen
  • Gewalterfahrungen
  • Selbstfürsorge

Viel zu selten wird in den Anamnesen nach Gewalterfahrungen gefragt. 20–25 % der Frauen erleben sexuelle Gewalt im Erwachsenalter. Aber auch in der Kindheit erlebte Gewalterfahrungen führen, neben psychischen Erkrankungen, nicht selten auch zu Schmerzsyndromen [9]. Die Frage „Haben Sie in Ihrem Leben Gewalterfahrungen gemacht?“ gehört so in jede Anamneseerhebung.

Allgemeine medizinische Anamnese

  • Psychische   Vorerkrankungen (z. B. Angsterkrankung, Depression, Somatisierungsstörung)
  • Psychotherapieerfahrung
  • Medikamenteneinnahme (z. B. Pille, Psychopharmaka, Antibiotika, Antimykotika, Medikation zur lokalen Anwendung im Bereich Vulva)
  • Funktionsstörungen der Blase oder des Darms
  • Ess- und Trinkgewohnheiten(z. B. Zuckerkonsum, Trinkmenge, Alkoholkonsum)
  • Allergien (z. B. Lebensmittel)
  • Lebensmittelunverträglichkeiten (z. B. Fruktoseintoleranz)
  • Rez. Infekte (z. B. Blase, Pilzinfektionen, allgemeine Infektanfälligkeiten)
  • Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis)

Gynäkologische Untersuchung

Der oft schmerzhafte Geschlechtsverkehr und auch die Erfahrung, dass es bei und nach einer Untersuchung wieder zu Schmerzen kommt, führen in der Regel dazu, dass die Untersuchung auf Seiten der Patientin mit Angst verbunden ist. Das genaue Erklären der Untersuchungsschritte und auch die Eigeninspektion mit einem Handspiegel während der Untersuchung können der Patientin Sicherheit geben und dienen der Aufklärung. Patientin und Arzt/Ärztin arbeiten so als Team. Das Gefühl des Ausgeliefertseins tritt in den Hintergrund, und Ängste können schon bei der Untersuchung genommen werden. So kann z. B. erläutert werden, dass eine von der Patientin als Riss gedeutete Schleimhautveränderung nur eine Unebenheit im Schleimhautrelief ist. In den meisten Fällen kann man bei der Untersuchung keine makroskopischen Auffälligkeiten finden. Manchmal zeigen sich Rötungen, die aber insgesamt auch bei Frauen ohne Vulvodynie zu finden sind.

Im Rahmen der ausführlichen In pektion sollte unbedingt der „Wattestäbchen-Test“ (Abb. 1) durchgeführt werden.

Der gesamte anogenitale Bereich und insbesondere das Vestibulum werden mit dem Wattestäbchen abgetastet. So ist es der Patientin möglich, die Schmerzpunkte genau anzugeben. Auch zeigt sich, ob der Schmerz auslösbar ist durch Berührung oder ob er auch ohne Provokation besteht. Sehr häufig findet sich der Hauptpunkt des Schmerzes im Bereich der hinteren Kommissur zwischen 5–7 Uhr vor dem Hymenalsaum. Eine Untersuchung mit Spekula (ggf. Kinderspekula) und auch eine manuelle vaginale Palpation sollten durchgeführt werden, wenn es die Patientin zulässt. So kann festgestellt werden, ob es sich um ein vaginales Schmerzproblem, muskuläre Beckenbodendysfunktionen oder Schmerzen im kleinen Becken im Sinne eines chronischen Beckenschmerzsyndroms handelt.

Bei der Erstvorstellung sind die Entnahme eines zytologischen Abstrichs oder eines Frischpräparates und ein mikrobiologischer Vaginalabstrich sinnvoll. In der Regel wird das Ergebnis einen Normalbefund zeigen. Aber dies wird für die Patientin hilfreicher sein, die Krankheit zu verstehen, als die schlichte Aussage „Es sieht alles normal aus.“ Auch eine Bestimmung des  Scheiden-pH (< 4,5) sollte erfolgen. Insbesondere nach häufiger lokaler Anwendung von Antimykotika oder Antibiotika kann es zu einer Dysbalance des Scheidenmilieus kommen.

Fallbeispiel 3

37-jährige Patientin hat seit einem Jahr Schmerzen im Bereich der Vulva. Wie so oft erfolgten auch bei ihr mehrfache antimykotische und antibiotische Behandlungen, die nicht zu einer Linderung führten. Bei der gynäkologischen Untersuchung fand sich im Wattestäbchen-Test keinerlei Schmerz im Bereich von Vulva/Vestibulum. Bei der Palpation der Vagina gab die Patientin einen ausgeprägten Schmerz (Schmerzskala = 9) im Bereich der posterioren Vaginalwand an. Sie brach in Tränen aus. Sie berichtete auch von starken Nacken- und Kopfschmerzen. Seit kurzem habe sie eine Beißschiene, da sie stark mit den Zähnen knirsche. Sie könne sich im alltäglichen Leben als berufstätige Mutter von drei Kindern nie entspannen, habe immer das Gefühl, nicht zu genügen. Entspannungsmethoden kenne sie nicht. Zeit für Selbstfürsorge bleibe nicht. Sie habe seit vielen Jahren Durchschlafprobleme. In diesem Fall ist aufgrund der Gesamtproblematik am ehesten ein chronisches Beckenschmerzsyndrom zu diskutieren.

Therapieoptionen (Tab. 2)

Die Behandlung der Vulvodynie erfordert in der Regel ein multimodales Behandlungskonzept. Im Rahmen von zumeist nicht randomisierten Studien mit kleinen Fallzahlen werdenverschiedene Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die in der gynäkologischen Praxis oft nur schwer umzusetzen sind. Auch ist es nicht so leicht, für diese Behandlungsmöglichkeiten die richtigenAnsprechpartner zu finden. Zunächst sollten nicht invasive Verfahren angewendet werden [1]. Mit den Patientinnen muss besprochen werden, dass die Behandlungserfolge stark variieren können.

Antidepressiva wie Amitriptylin und Duloxetin, oder Antikonvulsiva wie Gabapentin und Pregabalin können wie auch bei anderen chronischen Schmerzsyndromen zum Einsatz kommen. Patientinnen stehen dieser Medikation zumeist eher ablehnend gegenüber, da sie Angst vor Nebenwirkungen haben und die Einnahme eines Psychopharmakons oft nicht nachvollziehen können.

Fallbeispiel 4

39-jährige Patientin mit einschießenden Schmerzen im Bereich der Vulva seit 5 Monaten. Die Schmerzen traten vor allem im Sitzen auf. Im Rahmen von gynäkologischen und orthopädischen Vorstellungen seien Normalbefunde erhoben worden. Ibuprofen, Novaminsulfon und Östrogencreme wurden verordnet, es kam nicht zur Besserung. Im Rahmen einer neurologischen Vorstellung wurden unter dem Aspekt eines neuropathischen Schmerzes Gabapentin 1.200 mg und Amitriptylin 25 mg als Startdosis verordnet. Unter der Medikation starke Benommenheit und Schwindel, die Patientin setzte die Medikation ab. MRT Becken unauffällig. Erneute Notfalleinweisung zur stat. Aufnahme, nachdem sie sich wieder mit starken Schmerzen beim Hausarzt vorgestellt hatte. Die gynäkologische Untersuchung war unauffällig, kein Anhalt für eine vulväre Ursache der Schmerzsymptomatik. Die Patientin war psychisch instabil, berichtete über Ein- und Durchschlafstörungen. Beginn einer Medikation mit Pregabalin 3 x 50 mg und Mirtazapin 7,5 mg zum Schlafanstoß. Darunter Schmerzlinderung und verbesserter Schlaf. In der neurologischen Untersuchung wurde der Verdacht auf eine Pudendusneuralgie geäußert. Empfehlung : Schmerz- und Physiotherapie.

Zu Missempfindungen durch ein Gefühl der Trockenheit kann es auch bei der Einnahme von niedrig dosierten hormonellen Kontrazeptiva kommen. Ein Auslassversuch sollte bei Frauen mit Vulvodynie in Erwägung gezogen werden. Auch wenn eigentlich kein Zusammenhang herzustellen ist zwischen Intrauterinpessar und Vulvodynie, kann doch mit der Patientin erörtert werden, ob eine Entfernung des Intrauterinpessars eventuell eine Linderung der Beschwerden bringen könnte.

Wenn Juckreiz im Vordergrund steht, kann eine Behandlung mit Antihistaminika versucht werden.

Die Vestibulektomie stellt eine operative Behandlungsmöglichkeit der provozierten Vulvodynie (PVD) dar. In den Studien zeigen sich gute Behandlungserfolge. Standardisierte Empfehlungen zu Operationstechniken für die verschiedenen Typen der Vulvodynie oder einheitliche Kriterien für die Beurteilung der Ergebnisse nach den Operationen fehlen allerdings [11]. Ein operativer Eingriff sollte nur dann versucht werden, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten versagen.

Beschrieben werden auch gute Behandlungserfolge mit CO2-Laser-Therapie [12]. Diese Behandlungsstrategie kann zurzeit noch nicht in der Routine empfohlen werden. Weitere Studien müssen folgen.

Einen hohen Stellenwert in der Behandlung der Vulvodynie hat die Physiotherapie des Beckenbodens. Betroffene Frauen geben sehr häufig eine Überempfindlichkeit und Schmerzen im Bereich des Beckenbodens an, bedingt durch Anspannung und damit verbundene Verkürzung der Muskeln in diesem Bereich. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Symptome der Reizblase sind häufige Folgen. Im Rahmen der Physiotherapie lernen Frauen zunächst, ihren Beckenboden überhaupt wahrzunehmen, um den Unterschied zwischen An- und Entspannung zu erkennen. Dehnungsübungen für die Muskeln der Beckenregion sind ein weiterer wichtiger Bestandteil. Biofeedback, Elektrostimulation und auch Stoßwellentherapie können die Übungen ergänzen. In mehreren Studien zu diesen Verfahren konnte ein deutlicher Rückgang der Beschwerdesymptomatik festgestellt werden [13, 14]. Auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, Proktologie, Verband der Deutschen Physiotherapeuten findet man in einer Liste Therapeuten, die sich auf das Thema spezialisiert haben [15].

Auch Akupunktur und Neuraltherapie kann in Einzelfällen Entlastung bringen [16].

Gerade unter dem Aspekt der Selbstfürsorge und Entspannung sollten Empfehlungen zu Entspannungsmethoden (z. B. Yoga, autogenes Training), Achtsamkeitstraining [17] und auch Meditation in jedem Vulvodynie-Behandlungsplan enthalten sein.

Die Bedeutung des bio-psycho-sozialen Schmerzmodells (Abb. 2, S. 43)

„Mein Arzt sagt, es ist die Psyche“. Mit diesem Satz stellen sich oft Frauen mit Vulvodynie in unserer Sprechstunde vor. Sie berichten von Angstsymptomen, depressiver Verstimmung, Schlafstörungen. Das Sexualleben ist wegen der Schmerzen und der Angst vor den Schmerzen stark eingeschränkt. Häufig sieht man in der Sprechstunde Frauen mit einem hohen Leistungsanspruch an sich selbst. Zeit für Selbstfürsorge und Förderung von Ressourcen gibt es nicht. Die Kriterien einer psychischen Störung nach der ICD-10 Klassifikation sind allerdings in der Regel nicht erfüllt.

Zum besseren Verständnis für die Patientin können die Zusammenhänge bei der Krankheitsentstehung anhand des biopsychosozialen Schmerzmodells gut erklärt werden. Die psychotherapeutische Begleitung ist wie bei allen chronischen Schmerzsyndromen zu empfehlen. Viele Untersuchungsergebnisse gibt es zur kognitiven Verhaltenstherapie [18]. Negative Überzeugungen und Gedankenmuster können im Rahmen der Therapie erkannt und auch verändert werden.

Psychische Erkrankungen in der Bevölkerung sind häufig. Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland zeigte, dass ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung (18–79 Jahre) eine psychische Erkrankung hat [19]. Im Rahmen der Anamneseerhebung sollte immer aktiv gefragt werden, ob psychische Störungen bestehen. Bedingt durch die Schmerzbelastungbei einer Vulvodynie kann es zu einer Destabilisierung der psychischen Vorerkrankung kommen. Und umgekehrt können körperliche Beschwerden auch Symptome einer psychischen Störung sein (wie etwa einer Angststörung oder einer somatisierten Depression). Zunächst mag es ungewohnt erscheinen, nach psychischen Aspekten zu fragen. Für die Patientin bedeutet dies aber in der Regel, dass es im Gespräch Raum gibt, über ihre psychische Situation zu sprechen. Über die Bedeutung des Erhebens von früheren und auch aktuellen Gewalterfahrungen wurde bereits eingegangen.

Behandlungsmöglichkeiten in der gynäkologischen Praxis

Alle vorgestellten Interventionen führen nicht unbedingt zu einer Linderung der Schmerzsymptomatik bei einer Vulvodynie. Klinische Studien mit großen Fallzahlen gibt es nicht. Erfahrene Ansprechpartner zu speziellen Therapieansätzen, wie z. B. Botulinum-Injektionen oder zur Durchführung einer Vestibulektomie, sind selten. Und ein Platz für eine Psychotherapie ist trotz der hohen Dichte von PsychotherapeutInnen in Deutschland nicht immer einfach zu finden.

In der ICD-10 findet man die Diag- nose „Vulvodynie“ nicht. Die F45.34 „Somatoforme autonome Funktionsstörung des Urogenitalsystems“, also eine Vulvodynie als reine psychische Störung, bildet die Erkrankungnicht korrekt ab. Auch die N94.8 „Sonstige näher bezeichnete Zustände im Zusammenhang mit den weiblichen Genitalorganen und dem Menstruationszyklus“ ist als Sammelbecken für unspezifische Veränderungen ebenfalls unbefriedigend bei der Diagnosevergabe.

In der ICD-11, die ab 1.1.2022 in Kraft treten soll, wird es die Diagnose Vulvodynie (GA 34.02) geben. Zwar gibt es Kritik an der Darstellung des Krankheitsbildes in der ICD-11 [20]. Aber es besteht die Hoffnung, dass sich ein anderes Bewusstseinfür die Erkrankung entwickelt, wenn es einen „offiziellen“ Namen dafür gibt. Es lohnt durchaus, mit der Patientin diesen Aspekt anzusprechen und auf die zukünftigen Entwicklungen hinzuweisen.

Die Einschränkungder Lebensqualität der Patientinnen mit Vulvodynie ist groß. Frauen berichten oft, dass sie den Eindruck haben, Ärztinnen und Ärzte, die sie aufgesucht haben, wissen nicht, was sie mit ihnen machen sollen. Man nehme die Beschwerden nicht ernst. Die Diagnose Vulvodynie sei vielen ÄrztInnen unbekannt. Dies führt bei den Patientinnen zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins und letztendlich auch zu einer Zunahme der Beschwerdesymptomatik. Die Empfehlung zu einer (erneuten) antimykotischen Medikation werde oft ohne ausführliches Gespräch und ohne erneute mikrobiologische Kontrolle ausgesprochen. Es herrscht Ratlosigkeit auf beiden Seiten. Was haben wir also für Behandlungsoptionen in der alltäglichen Routine einer gynäkologischen Praxis?

Die Erstvorstellung ist zeitaufwendig. Aber die ausführliche Anamnese ist wichtig, um das multifaktorielle Geschehen bei einer Vulvodynie zu verstehen und multimodale Behandlungskonzepte zusammen mit der Patientin zu planen. Jedes Gespräch ist bereits eine Intervention, die für die Patientin Entlastung bringen kann.

Bei der psychosomatischen Gesprächsführung stehen Wertschätzung, Normalisierung und Entpathologisierung im Vordergrund [21]. „Es gibt die Erkrankung Vulvodynie. Wir sehen häufig Patientinnen mit dieser Beschwerdesymptomatik. Eine wirkliche Ursache für diese Erkrankung ist immer noch nicht gesichert. Aber wir werden Wege finden, Ihre Beschwerden zu lindern“ Mit diesen Sätzen fühlt sich die Patientin ernst genommen. Sie ist nicht mehr allein, und sie sieht, dass es vielleicht doch Möglichkeiten einer Genesung geben kann. Nach dem langen Erstgespräch sind erfahrungsgemäß übrigens weniger Folgetermine erforderlich als sonst üblich.

Die Indikation für antimykotische oder antibiotische Behandlungen sollte sehr streng gestellt werden, und wenn überhaupt, dann nur nach mikrobiologischem Nachweis. Nicht selten lassen die Symptome in der Zeit des Wartens auf ein Ergebnis bereits nach, vor allem wenn die Patientin gut aufgeklärt wurde und ihr Möglichkeiten der nicht medikamentösen Behandlung im Rahmen der Selbsthilfe aufgezeigt wurden.

Oftmals bestehen Partnerschaftskonflikte im Rahmen der Sexualität aufgrund der Beschwerden. Ein Austausch mit dem Partner findet in der Regel nicht statt. Das Gefühl von Schuld und Scham lässt Frauen mit der Diagnose Vulvodynie und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verstummen. Über die Probleme im Bereich der Sexualität und die Partnerschaftskonflikte zu sprechen, gelingt Frauen meistens nur, wenn wir als GynäkologInnen die Möglichkeit zum offenen Gespräch anbieten. Zumeist besteht Angst vor einer Penetration und den damit verbundenen Schmerzen. Hilfreich kann es sein, die Frauen zu ermutigen, auch andere Sexualpraktiken auszuprobieren. Ängste können gelindert werden, wenn mittels Vaginaldilatatoren (Verordnung mit Rezept), Vibratoren, Vaginalkugeln etc. zunächst wieder vorsichtig mit Vulva und Vagina Kontakt aufgenommen wird, entweder in der Selbstbehandlung oder auch im Erleben der Sexualität mit dem Partner.

In der Beratung und Behandlung sind Informationen zur Selbsthilfe überaus hilfreich [10]. So ist z. B. das Kühlen der Vulva in vielen Fällen sehr schmerzreduzierend. Phytotherapeutika können Vulvovaginalbeschwerden lindern [22]. Auch wenn es kaum Untersuchungen  zu alternativen Therapiemethoden gibt, werden in unserer Vulvodynie-Sprechstunde gute Erfolge damit erzielt. In der  Tabelle 3 (S. 44) sind viele Maßnahmen aufgelistet, die im Lauf der Zeit zusammengetragen wurden. So wurde z. B. Meersalzbad in die Liste aufgenommen, nachdem eine Patientin von Beschwerdefreiheit während eines Badeurlaubs am Meer berichtete.

Fazit für die Praxis

Als Betroffene verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen zu haben, mindert das Gefühl des Ausgeliefertseins. Die wiedererlangte Autonomie und das Wissen, dass man als Patientin ernstgenommen wird, sind positiv wirkende Faktoren. Aktives Handeln und das Erleben von Wertschätzung verbessern die Heilungschancen.

Die Zusammenarbeit mit den Patientinnen, die an einer Vulvodynie leiden, kann so doch unerwartet als sehr befriedigend erlebt werden.

Der Einsatz eines multimodalen Behandlungskonzeptes, das uns auch in der gynäkologischen Praxis zur Verfügung steht, nimmt uns als Behandelnden das Gefühl der Hilflosigkeit.

Die Behandlung einer Vulvodynie kann dann trotz aller Schwierigkeiten interessant werden und zu einem guten Erfolg führen.

Zusammenfassung

Als Vulvodynie bezeichnet man Schmerzen im Bereich der Vulva, die länger als drei Monaten anhalten. Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose, spezifischen Störungen der Vulva liegen nicht vor. Sehr häufig erhalten Frauen bei anhaltenden Schmerzen immer wieder Antimykotika oder Antibiotika ohne Indikation, da eine pathologische Besiedlung in der Regel nicht nachweisbar ist. Komorbiditäten sind häufig. Die Lebensqualität ist in der Regel eingeschränkt. Frauen fühlen sich zumeist hilflos und nicht ernstgenommen. Aber auch wir als Behandelnde erleben das Gefühl der Hilflosigkeit.

Zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten liegen zumeist nur Beobachtungsstudien vor. Einheitliche Behandlungsempfehlungen gibt es nicht. Wie bei anderen chron. Schmerzsyndromen können, psychotherapeutische Interventionen, gezielte Physiotherapie des Beckenbodens und Entspannungsmethoden zu deutlichen Entlastungen führen. Welche  Behandlungsmöglichkeiten gibt es aber in der Gynäkologischen Praxis? Bereits die Erläuterung des Krankheitsbildes und die Mitteilung, dass die Vulvodynie bekannt und gar nicht so selten ist, bedeutet immer Entlastung, merkt die Patientin doch, dass man als Arzt/Ärztin erfahren ist mit der Erkrankung und sie in ihrer Schmerzbelastung ernstnimmt. Ebenso die Anleitung zur Selbsthilfe mit praktischen Tipps und alternativen Therapiemöglichkeiten führt sehr häufig zu einem Rückgang der Beschwerden. Die Behandlung einer Vulvodynie kann unter dem Aspekt eines multimodalen Behandlungskonzepts, das auch in der Praxis umsetzbar ist, dann unerwartet interessant werden und zu einem guten Erfolg führen.

 

Schlüsselwörter: Vulvodynie – Behandlungskonzepte – Biopsychosoziales Modell – Arzt-Patienten-Beziehung

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass bei der Erstellung des Beitrags kein Interessenkonflikt im Sinne der Empfehlung des International Committee of Medical Journal Editors bestand.

 

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Andrea Hocke
Gynäkologische Psychosomatik
Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde Universitätsklinik Bonn
Venusbergcampus 1
53127 Bonn

andrea.hocke@ukbonn.de
www.gynaekologische-psychosomatik.de

Slide Vulvodynie – Die Behandlung in der Frauenarztpraxis mit der Patientin gemeinsam gestalten! Gyne 03/2021

Literatur:

1.     Goldstein AT et al. Vulvodynia. Assessment and treatment. J Sex Med 2016; 13(4): 572–90
2.     Harlow BL & Stewart EG. A populationbased assessment of chronic unexplained vulvar pain: have we underestimated the prevalence of vulvodynia? J Am Med Womens Assoc (1972). 2003 Spring; 58(2): 82–8
3.     Bornstein J.et al. 2015 ISSVD, ISSWSH and IPPS Consensus Terminology and Classification of Persistent Vulvar Pain and Vulvodynia. Obstet Gynecol 2016; 127(4): 745–751
4.     Pukall CF et al. Vulvodynia:Definition, prevalence,impact and pathophysiological factors. J Sex Med 2016; 13(3): 291–304
5.     Modul für viszerale und urogenitale Schmerzen-Frauen. Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. 2015 https://www.schmerzgesellschaft.de/schmerzfragebogen
6.     Buddeberg C. Sexualberatung. Eine Einführung für Ärzte, Psychotherapeuten und Familienberater. Stuttgart: Thieme 2005
7.     Bergeron S et al. Psychosexual aspects of vulvovaginal pain. Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol 2014; 28(7): 991–9
8.     Mendling W. Dyspareunie, Vulvodynie, Vestibulodynie. Schmerzen statt Lust. Gynäkologie und Gebursthilfe 2019; 24(3): 24–27
9.     Büttner M. Sexuelle Störungen von Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Ärztliche Psychotherapie 2020; 15: 13–18
10.     Vulvodynia. A self help guide National Vulvodynia  Association  2016  https:// www.nva.org/publications/self-help-guides/
11.     Tommola P et al. Surgical treatment of vulvar vestibulitis: a review. Acta Obstet Gynecol Scand 2010; 89(11): 1385–95
12.     Murina F et al. Fractional CO2 Laser Treatment of the Vestibule for Patients with Vestibulodynia and Genitourina- ry Syndrome of Menopause: A Pilot Study. J Sex Med 2016; 13(12): 1915–1917
13.     Hartmann D et al. Treatment of women in the United States with localized, provoked vulvodynia: practice survey of women’s health physical therapists. J Reprod Med 2007; 52(1): 48–52
14.     Hurt K et al. Extracorporeal shock wave therapy for treatment of vulvodynia: a prospective, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Eur J Phys Rehabil Med 2020; 56(2): 169–174
15.     https://www.ag-ggup.de/
16.     Schlaeger J et al. Acupuncture for the treatment of vulvodynia: a randomized wait-list controlled pilot study. J Sex Med 2015; 12(4): 1019–27
17.     www.mbsr-verband.de
18.    Bergeron S et al. A randomized clinical trial comparing group cognitive-behavioral therapy and a topical steroid for women with dyspareunia. J Consult Clin Psychol 2016; 84(3): 259–68
19.   Jacobi F et al. Twelve-month prevalence, comorbidity and correlates of mental disorders in Germany: the Mental Health Module of the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1-MH). Int J Methods Psychiatr Res 2014; 23(3): 304–19
20.   Radici G et al. The International Classification of Diseases, 11th Revision: A Step-Back for Women With Vulvody- nia? J Low Genit Tract Dis 2020; 24(3): 332–333
21.   Rohde A et al. Psychosomatik in der Gynäkologie Kompaktes Handeln-Konkretes Wissen. Stuttgart. Schattauer 2017
22.   Widmer R. Einsatz von Phytotherapeutika bei Vulvovaginalbeschwerden. Schweiz Z Ganzheitsmed 2017; 29: 22–24

DGPFG-Rundbrief 20 Nr. 59

DGPFG-Rundbrief
1/2020 Nr. 59

Dezember 2020

Liebe Freundinnen und Freunde der DGPFG,

die kleinste aller Lebensformen hat die komplexeste nach wie vor fest im Griff. Wer hätte Anfang 2020 gedacht, dass unser Leben derart auf den Kopf gestellt wird. Ich fühle mich jetzt auch außerhalb des OP’s ohne Mundschutz nackt und schutzlos.

Die Auswirkungen der Berührungs- und Kontaktlosigkeit über lange Zeiträume können wir nur erahnen. Zu Hause arbeiten und unterrichten und im Draußen nicht mehr zu leben und nichts mehr zu erleben – eine ungewohnte und schwere Umstellung.

Dennoch würde ich mich persönlich zu den eher Unbelasteten zählen: Keine Vorträge, keine Reisen, keine Meetings – das Leben ist deutlich ruhiger geworden. Dieses Innehalten und Sortieren – es tat auch gut!

Es wäre ein Segen, wenn wir aus der Pandemie gestärkt und resilient hervorgehen, um der wahren Ursache all der anderen menschheitsbedrohenden Krisen besser begegnen zu können.

Nachdem wir eine der letzten Fachgesellschaften waren, die noch im März 2020 ihre Jahrestagung als Präsenz- Veranstaltung in Jena organisiert hat, haben auch wir den Segen der Digitalisierung genutzt, um unsere Arbeit in gewohnter Weise fortzusetzen. Die aktuelle Pandemielage zwingt uns, das Konzept für unsere 50. Jahrestagung im März in Berlin stets tagesaktuell anzupassen. Das Beirats-Treffen der DGPFG haben wir auch in diesen Zeitraum verschoben.

Die Hoffnung scheint nicht unbegründet, dass wir uns alle dann 2022 in Wien im Rahmen der Dreiländertagung und des ISPOG Kongresses (Thema: Post Pandemic World) wieder persönlich begegnen können. Für 2023 steht dies für unsere Jahrestagung in Hamburg hoffentlich außer Frage.

Mit den Erfahrungen rund um die Nutzung der digitalen Welten stehen auch für uns Veränderungen an. Dieser ausführliche und umfassende Rundbrief wird voraussichtlich der Letzte seiner Art sein und durch einen regelmäßig vorwiegend elektronisch verschickten Newsletter ersetzt. Der Vorstand hat sich zudem von einem Social Media-Experten beraten lassen. Das umfassende Interesse an uns und unsere Arbeit können wir zukünftig nur über die Nutzung moderner Kommunikationsformen sichern – ein langwieriger Prozess den wir aber umgehend anstoßen müssen. Schwingungsfähigkeit ist mehr denn je gefragt – da waren und sind wir immer gut gewesen.

Ich wünsche Ihnen viel Zeit ohne Gedanken an Corona.

Bleiben sie an Leib und Seele gesund

Herzlichst

Wolf Lütje
Präsident

 

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Inhalt

  • Mitgliederversammlung DGPFG 2021
  • 50. Jahreskongress der DGPFG
  • Jubiläumsbuch der DGPFG
  • Laudation Dr. Anke Rohde
  • Laudation Dr. Arndt Ludwig
  • DGGG-Kongress 2020
  • Projekt Leitfaden vaginale Untersuchung
  • Interprofessionelle Kompetenzentwicklung
  • Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch
  • Arbeitskreis Frauengesundheit
  • AG GGUP
  • SmartMOMS
  • BKiD
  • Aktion Roter Stöckelschuh
  • Buchtipps
  • Krisen in der Schwangerschaft
  • Wechseljahre
  • Sexualität nach gynäkologischen Erkrankungen

DGPFG-Rundbrief 2/2019 Nr. 58

DGPFG-Rundbrief
2/2019 Nr. 58

Dezember 2019

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nicht selten werde ich damit konfrontiert, dass Fachgesellschaften wie die unsere überflüssig geworden sind, weil der Grundgedanke der biopsychosozialen Medizin ohnehin schon überall Einzug gehalten hat.

So sehr dies einerseits durchaus zu beobachten ist, so sehr ist mir auch in diesem Jahr in vielfältiger Weise klar geworden, dass wir noch weit von diesem wünschenswerten Ziel entfernt sind.

Beispielhaft stelle ich bei der Gewaltdebatte in Bezug auf die Geburtshilfe fest, dass es neben strukturellen Problemen vor allem kommunikative Defizite sind, welche mitunter eine ohnehin schon gewaltige Geburt gewalttätig begleiten. In vielen Gremien haben wir uns bei dieser Thematik eingebracht und insbesondere in Bezug auf die Prüfungsordnung im Rahmen der anstehenden Hebammen-Akademisierung klar definiert, dass psychosomatische Grundversorgung, Kommunikationstraining und Selbsterfahrung selbstverständlicher Bestandteil der Hebammenausbildung sein sollten.

Die vielfältigen und weiter notwendigen Aktivitäten unserer Gesellschaft in Bezug auf die Verbreitung unseres psychosomatischen Grundgeistes können Sie den Beiträgen unseres Rundbriefs entnehmen. Wir blicken so gesehen auf ein erfolgreiches 2019 zurück.

Im Jahr 2020 werden wahrscheinlich neue Besen kehren. Der Vorstand steht vor einer Umstrukturierung, hat aber das Glück, hoch kompetente Mitstreiter*innen gefunden zu haben, die sich zur Wahl stellen wollen, sodass wir das Schiff mit Sicherheit weiter auf gutem Kurs halten werden.

Auf der Mitgliederversammlung im Rahmen unserer nächsten Jahrestagung in Jena, zu der ich Sie natürlich herzlichst einladen möchte, werden wir Ihnen die neuen personellen und inhaltlichen Konzepte vorstellen.

In der Hoffnung, dass die anstehende, leider heute durchgehend unruhige Zeit für Sie nicht besinnungslos verläuft,

grüßt Sie herzlichst

Wolf Lütje
Präsident

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Inhalt

  • Einladung zur Mitgliederversammlung der DGPFG 2020
  • Gemeinsame Beratung von Vorstand und Beirat der DGPFG
  • DGPFG-Kongress 2020: Die DGPFG lädt vom 12. bis 14. März 2020 nach Jena ein
  • Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Frauenheilkunde – Eine Herausforderung
  • Neuer DGPFG-Forschungspreis verliehen
  • Gynäkologische Psychosomatik international
  • Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“
  • Neue Kooperationsvereinbarung der DGPFG mit der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie (DGPM)
  • Deutsche STI-Gesellschaft- Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit
  • Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie, Proktologie
  • Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland (BKiD)
  • Jahrestagung der DeGPT vom 13. bis 15. Februar 2020 in Berlin
  • Informationen aus dem Arbeitskreis Frauengesundheit
  • Für eine bestmögliche Versorgung – Der Deutsche Hebammenverband
  • In eigener Sache: Zukunft des Rundbriefs?

DGPFG-Rundbrief 1/2019 Nr. 57

DGPFG-Rundbrief
1/2019 Nr. 57

Juni 2019

Liebe Mitglieder,

eine Frau, welche in unserer Klinik unbedingt interventionsfrei entbinden wollte, verlangte irgendwann völlig erschöpft einen Kaiserschnitt in Vollnarkose. Ich werde hinzugezogen. Ich erkläre der Frau, dass dies wahr­scheinlich keine selbstbestimmte Entscheidung ist, sondern dass sie einer Fremdbestimmung von Anstrengung und Schmerz unterliegt. Ich schlage daher eine Periduralanästhesie vor, um eine selbstbestimmte Entscheidung möglich zu machen. Die Patientin kann dies nachvollziehen. Sie entbindet nach 2 Stunden spontan und ist überglücklich.

Bei einer im Geburtsverlauf schon sehr früh schmerzgeplagten alleinstehenden Mutter, die nur Portugiesisch spricht, kann trotz mehrfacher Versuche in einer extrem angespannten Situation keine Periduralanästhesie angelegt werden. Ein Dolmetscher ist nicht verfügbar. Noch in der Latenzphase kommt die Patientin mit Schmerzmitteln gut über die Nacht. Am Morgen gelingt es dann mit Dolmetscher unter Tavor, problemlos eine Periduralanästhesie anzulegen. Die Frau entbindet am Ende spontan.

Beides, finde ich, sind Beispiele für richtig verstandenes psychosomatisches Wirken im Klinikalltag. Es geht eben manchmal um nichts anderes, als um richtige Kommunikation, ein richtiges Verständnis von Selbstbestimmung, oder einfach nur um die Überwindung von Sprachbarrieren.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Berufsalltag mit einer so verstandenen Psychosomatik verzaubern können.

Ich hoffe, dass Sie die Inhalte unseres Rundbriefes auch noch zu vielem anderem inspirieren, vor allem zum Besuch unserer nächsten Jahrestagung in Jena, die unter Ekkehard Schleußner in bester Vorbereitung ist.

Mit herzlichem Gruß

Ihr

Dr. Wolf Lütje
Präsident der DGPFG

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Inhalt

  • DGPFG-Kongress 2019
  • Die DGPFG – eine Wissenschafts-gesellschaft?!
  • Vorschau DGPFG-Kongress 2020
  • Thema „Gewalt gegen Frauen“
  • Die DGPFG bezieht Stellung
  • ISPOG: 19. Kongress in Den Haag
  • Psychosomatische Grundversorgung / ZWB Psychotherapie
  • 2. Arbeitstreffen des interdisziplinären Forums
  • Zusatzweiterbildung Sexualmedizin
  • 80. Geburtstag des Ehrenpräsidenten Dr. Paul Franke
  • S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause
  • Tagungen und Kongresses
  • Buchtipps
  • Was gibt es neues beim VPK?
  • BZgA – Frühe Hilfen
  • Bericht der AG GGUP
  • Neuer Partner: DeGPT
  • Fachtagung der AKF6
  • Vorgestellt: DAGG
  • Aktivitäten der BKiD
  • In eigener Sache

DGPFG-Rundbrief 2/2018 Nr. 56

DGPFG-Rundbrief
2/2018 Nr. 56

Dezember 2018

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein DGPFG-Jahr wie jedes andere? Für mich sicher nicht. Die auch in Großstädten zunehmende Personalnot der Frauenkliniken hat mir persönlich viel abverlangt. Dem Vorstand, insbesondere Claudia Schumann, sei gedankt, dass Routine und Besonderes in unserer Arbeit dennoch ausreichend gewürdigt wurden.

Der Rundbrief bringt Sie auf den neuesten Stand. Wir blicken auf ein erfolgreiches Kongressjahr, anhaltende Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, zahlreiche, mitunter sogar nachhaltig gelebte, Kooperationen und intensive Leitlinienarbeit.

Bei Fort- und Weiterbildungen als auch Wissenschaft halten sich Gelungenes und Misslungenes die Waage und verlangen große Aufmerksamkeit. So wollen wir uns verstärkt um Nachwuchs bemühen, uns bei der Entwicklung eines Weiterbildungscurriculums für Sexualmedizin einbringen und auch bei der Ausbildung in psychosomatischer Grundversorgung wieder größeren Einfluss gewinnen.

In 2019 sehen wir uns hoffentlich alle in München auf unserer 48. Jahrestagung, ggf. auch auf dem ISPOG-Kongress in Den Haag, den wir mit ausrichten.

Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie die psychosoziale Sicht und Lebensweise umsetzen und anwenden können – für mich neben dem beruflichen Handwerk die Essenz für große Zufriedenheit und Freude.

So beSINNe ich mich eben täglich – nicht nur zur anstehenden Jahreszeit, für die ich Ihnen viele Momente des Innehaltens wünsche.

Ihr

Dr. Wolf Lütje
Präsident der DGPFG

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Inhalt

  • Einladung zur Mitgliedervesammlung2019
  • Beratung von Vorstand und Beirat
  • Änderung der Beitragsordnung
  • Vorschau DGPFG-Kongress 2020
  • Die DGPFG bezieht Stellung
  • Kurse Sexualmedizinische Grundversorgung
  • Interdisziplinäres Forum der DGPFG
  • Projekt vorgestellt
  • Neues aus der BZgA
  • AKF: Gegen den §219
  • Informiert verhüten
  • Jahrestagung der Gynäkologinnen im AKF
  • Kooperation von Hebammen und FrauenärztInnen in der Mutterschaftsvorsorge
  • AG GUP: Verordnungshilfe für Ärzte
  • VPK: Zusatzweiterbildung (ZWB) Psychotherapie und Psychoanalyse
  • DSTIG: Förderung der sexuellen Gesundheit
  • DHV: Schwerpunkte des DHV 2019

DGPFG-Rundbrief 1/2018 Nr. 55

DGPFG-Rundbrief
1/2018 Nr. 55

Juni 2018

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Psychosomatik fühlt sich gut an – auch die DGPFG fühlt sich gut an:

Solide, kontinuierliche und konstruktive Vorstandsarbeit, ein erweiterter aktiver Beirat, viel auch poli­tische Wahrnehmung im Innen und Außen und trotzdem: Wir werden nicht mehr, eher weniger. Unsere Anliegen und Ausrichtungen haben kein Alleinstellungsmerkmal und trotz viel Vernetzung und Kooperationsarbeit: Wir bleiben wohl ein eigenständiger Verein (mit allen Vor- und Nachteilen), der sich immer wieder neu ausrichten muss in einer Zeit, in der biopsychosoziale Fragestellungen zuneh­men, sich aber auch viele Mitinteressenten und Bewerber finden.

Auch wenn wir mit der DGGG zukünftig lediglich in Kooperation und nicht unter einem Dach leben werden, wird uns diese Entwicklung weiter tragen und uns Möglichkeiten im Bereich der Aus- und Weiterbildung, aber auch der Wissenschaft eröffnen. Mit der Akademisierung des Hebammenberufes haben wir zudem die Chance, in der Ausbildung einer anderen Berufsgruppe psychosomatische Inhalte zu implementieren.

Ich hoffe, Sie konnten sich auch auf der Mitgliederversammlung in Berlin ein Bild von unserem guten Weg machen, der uns nächstes Jahr zu unserer 48. Jahrestagung nach München führen wird. Anschließend geht es wieder in den Osten (Jena), und schon jetzt sind wir zumindest in Gedanken bei unserer 50. Jahrestagung, die wir sicher zentral (Berlin oder Hamburg) im großen Stil ausrichten werden.

So scheint – zumindest für mich als Präsident – sowohl in der DGPFG als auch in diesem wunder­samen Frühjahr stets die Sonne.

Ihr

 

Dr. Wolf Lütje
Präsident der DGPFG

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Inhalt

  • Vorstandsberatung im April 2018
  • 47. Jahrestagung der DGPFG – Rückblick
  • Ergebnisse der Evaluation der Tagung5
  • Preisträgerinnen 2018
  • Abstracts der ausgezeichneten Kurzvorträge
  • Jahrestagung der DGPFG 2019 in München
  • Neues Forum-Heft der BZgA
  • Neue Rubrik auf Homepage
  • Foren der DGPFG
  • Gemeinsame Sitzung Junges und Interdisziplinäres Forum in Berlin
  • Treffen des Jungen Forums in Heidelberg
  • Arbeitstreffen des Interdisziplinären Forums
  • Psychosomatische Grundversorgung bewährt sich bei Weiterbildungsordnung
  • Aufbaukurs Sexualmedizinische Grundversorgung
  • Leitlinienarbeit
  • Die DGPFG bezieht Stellung – Diskussion zum §219a
  • Pressemitteilung: Mehr Schwangerschaftsabbrüche?
  • Projekt Migrations- und kultursensible Gesundheitsversorgung
  • Neue Ehrenmitglieder der DGPFG vorgestellt – Ulrike Hauffe und Prof. Dietmar Richter
  • ISPOG-Kongress 2019
  • Wissenschaftliche Zeitschrift der ISPOG
  • Internationaler Hebammentag
  • Mehr Ausbildungs- und Studienplätze für Hebammen
  • AG GGUP – Mitgliederversammlung und Vorstandswahlen
  • Hilfetelefon „ Gewalt gegen Frauen“
  • BKiD – Aktuelle Entwicklungen
  • Aktuelles von der DGfS
  • Buchbesprechung: Filmpsychoanalyse
  • Buchbesprechung: Sexualität und Trauma
  • Buchbesprechung: Wie Geburtserfahrung unser Leben prägt

DGPFG-Rundbrief 2/2017 Nr. 54

DGPFG-Rundbrief
2/2017 Nr. 54

Dezember 2017

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

2017: Die DGPFG wurde bewegt und hat viel bewegt: Neue Website, viele Kooperationsverein­barungen, zahlreiche Presseauftritte, ein bewegender Kongress in Dresden, Wechsel des Kongress­ortes (von Wien ´18 zu Berlin ´18), numerisch und fachlich erweiterter Beirat, Forschungsunter­stützung, intensiver Kontakt mit der DGGG, intensive Leitlinienarbeit etc. Details hierzu erfahren Sie im beiliegenden Rundbrief, aber auch auf der nächsten Mitgliederversammlung.

So gibt es gute Anzeichen dafür, dass wir weiterhin auch in 2018 guter Hoffnung sein können, dass die Idee der integrierten Psychosomatik in Gynäkologie und Geburtshilfe weiter Blüten treibt.

Persönlich hoffen wir, dass auch bei Ihnen das psychosomatische Feuer weiter brennt. In Zeiten der Dunkelheit aus Fehlanreizen und Irrtümern im Gesundheitswesen ist es das, was mich täglich wärmt und froh und munter stimmt. So gesehen ist für mich das ganze Jahr Weihnachten.

So wünsche ich Ihnen, dass auch Ihnen möglichst viel glücken möge – auch die Kunst, das Missglückte anzunehmen.

 

Mit herzlichem Gruß, auch im Namen des Vorstandes

Ihr

Dr. Wolf Lütje
Präsident der DGPFG

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Inhalt

  • DGPFG-Kongress 2018
  • Vorschau DGPFG-Kongress 2019
  • Einladung zur Mitgliederversammlung
  • Beratung von Vorstand und Beirat
  • „Ist und Soll“ psychosomatisch orientierter Forschung
  • Leitlinienprojekte
  • Forum Interdisziplinäre Zusammenarbeit
  • ISPOG – Aktuelle Aktivitäten
  • Kurs „Sexualmed. Grundversorgung“
  • Ehrensymposium Prof. Dr. med. Piet Nijs
  • Aus den kooperierenden Verbänden
  • Neue Materialien der BZgA
  • Aktuelles aus dem VPK und dem DPÄP
  • Resolution: Zusatzweiterbildung erhalten!
  • Aktuelles aus dem AKF
  • Strafverfolgung von ÄrztInnen wegen § 219a
  • AG GGUP – Gesundheitsproblem “Inkontinenz”
  • Aktivitäten des BKiD
  • DSTIG: Fachtag zur Sexuellen Gesundheit
  • Kooperation von DGPFG und DGGG
  • Wechsel im Präsidentenamt des DHV
  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“
  • Nachrufe
  • Buchtipps

DGPFG-Rundbrief 1/2017 Nr. 53

DGPFG-Rundbrief
1/2017 Nr. 53

Juni 2017

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich hoffe, Sie sehen das auch so: Die DGPFG ist gleichzeitig konstant und im Wandel.

Gerade haben wir wieder sehr erfolgreich (sowohl in puncto Teilnahme als auch inhaltlich) unsere Jahrestagung in Dresden abgeschlossen. An dieser Stelle sei dem Vorbereitungsteam rund um Kerstin Weidner und Dorothea Schuster und der Kongressorganisation rund um Herrn Böhme herzlich für die tolle Vorbereitung gedankt.

Bitte klinken Sie sich alle einmal auf unserer neuen Website ein, www.dgpfg.de. Sie finden dort wirklich umfassend alles zu unserer Fachgesellschaft und ich glaube, wir können auf die vielen Aktivitäten und ihre Darstellung mehr als stolz sein. Dank an Claudia Schumann, die das federführend auf den Weg gebracht hat, und Herrn Böhme und Frau Förster in der Geschäftsstelle, die bei der Umarbeitung von alt nach neu viel Zeit investiert haben und die Seite in Zukunft technisch betreuen werden. Mehr dazu, wie Sie selbst die Seite weiter gestalten und davon profitieren können, finden Sie auf den nächsten Seiten.

Unter Federführung von Matthias David wird demnächst im Ärzteblatt ein Artikel von uns erscheinen. Wir haben die Leitlinien gemäß der Initiative „Klug entscheiden“ gesichtet und in 10 Punkten, wie zu erwarten, Unterversorgung entdeckt. Entsprechend muss es unser Ziel sein, psychosomatische Inhalte noch mehr im Fach zu verorten.

So freuen wir uns schon jetzt auf die Anfrage zur Mitgestaltung des nächsten DGGG-Kongresses 2018 in Berlin.

Auf der Mitgliederversammlung wurde der alte Vorstand mit großer Mehrheit wiedergewählt. Als neues Mitglied begrüßen wir Herrn Prof. Matthias David, den ich hier nicht vorstellen muss. Er wird uns als Schriftführer und wissenschaftlich aktiver Psychosomatiker im Vorstand unterstützen, worauf wir uns sehr freuen.

Nach jahrzehntelanger Arbeit im Vorstand hat Martina Rauchfuß nun in den Beirat gewechselt und wird uns hier insbesondere im Bereich der Fort- und Weiterbildung weiter unterstützen. Ihr sei an dieser Stelle zum wiederholten Male für all ihr großes Engagement, vor allem auch als Präsidentin der DGPFG, gedankt.

Unser Beirat wird in der nächsten Amtsperiode sowohl verjüngt als auch erweitert. Herzlich bedanken wollen wir uns bei den ausscheidenden Mitgliedern des Beirats für ihr jahrelanges intensives Engagement. Hier sind zu nennen: Maria Beckermann, Arndt Ludwig und Dietmar Richter. Die Liste der neuen Mitglieder finden Sie im Rundbrief. Wir freuen uns, mit der Neuausrichtung im Beirat nicht nur wieder das junge Forum der DGGG vertreten zu sehen, sondern auch die Sexualwissenschaftler, Endokrinologen und Psychosomatiker. Wir tragen damit nicht nur der breiten interdisziplinären Vernetzung unseres Faches Rechnung, sondern glauben auch, Akzente für den Ausbau unserer Wissenschaftlichkeit zu setzen.

Die Zahl der Kooperations-Partnerverbände wächst erfreulich. Nachdem wir im letzten Jahr mit dem Deutschen Hebammenverband (DHV) und dem Beratungsnetzwerk Kinderwunsch in Deutschland (BKiD) entsprechende Vereinbarungen getroffen haben, haben wir das in der ersten Jahreshälfte fortgesetzt mit der Deutschen STI-Gesellschaft / Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit (DSTIG). Diese Vereinbarungen beinhalten einen regelmäßigen Austausch, die gegenseitige Teilnahme an Tagungen (aktiv wie passiv) und viele andere Aktivitäten (Fortbildungen, Stellungnahmen, Aktionen u.a.). Beispiele dafür finden Sie in diesem Rundbrief.

Zum Schluss möchte ich noch die erfreuliche Mitteilung machen, dass mich die Präsidentin der DGGG, Frau Prof. Seelbach-Göbel, zu einer der nächsten Vorstandssitzungen einladen möchte, um die Position der DGPFG in unserer Muttergesellschaft noch einmal zu klären. Ich erwarte mir hier die Möglichkeit für uns, noch vertiefte und bessere Akzente setzen zu können.

Nicht nur deswegen können wir guter Hoffnung sein.

Ich wünsche Ihnen einen wärmenden Sommer und weiter viel Freude bei ihrer psychosomatischen Arbeit.

 

Dr. Wolf Lütje
Präsident der DGPFG

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Inhalt

  • Homepage – jetzt sind Sie dran!
  • Jahrestagung der DGPFG
  • Unser Kongress im Spiegel der TeilnehmerInnen
  • Forschungsarbeiten – auf unserem Kongress vorgestellt
  • Pilotstudie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei gynäkologisch operierten Frauen
  • Einfluss der ärztlichen Kommunikation auf die Patientenzufriedenheit
  • Psychosoziale Belastungen vor einem Schwangerschaftsabbruch
  • Erwartungen und Wünsche von Patientinnen mit gynäkologischen Malignomen
  • Die außerklinische Geburt bei Status nach Sectio caesarea
  • Körperbildstörungen
  • Reflexionen über einen Einsatz in der Entwicklungshilfe
  • Erste Sitzung des neuen Vorstands
  • Vorstand ernennt die Mitglieder des neuen Beirats der DGPFG
  • Initiative „Gemeinsam klug entscheiden“
  • Das Projekt „Artikel des Monats“
  • Aktion Stöckelschuh
  • Bericht aus dem Jungen und dem Interdisziplinären Forum in Dresden
  • Blick zurück: Zur Entwicklung der Psychosomatischen Frauenheilkunde
  • Die neue Psychotherapierichtlinie
  • „Psychosomatische Grundversorgung“ – Weiterbildung im Wandel
  • Kurs „Sexualmedizinische Grundversorgung“
  • DGPFG und AGGUP – Kooperation in der Praxis
  • Neue Kooperation mit der DSTIG
  • Marcé-Tagung im Mai in Nürnberg
  • Aktuelles aus dem AKF
  • Kartenset der BZgA über Angebote zur Schwangerschaftsberatung
  • www.familienplanung.de
  • Kooperationstagung „Gemeinsam stark für Familien“
  • Buchtipp: Der Traum vom eigenen Kind
  • Impressum
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