Artikel des Monats Februar 2018
vorgestellt von Prof. Dr. med. Matthias David
James Keasley et al.
Adverse effects of exposure to armed conflict on pregnancy: a systematic review.
BMJ Glob Health 2017;2:e000377. doi:10.1136/bmjgh-2017-000377
Weltweit hat die ökonomisch bedingte, aber auch die durch militärische Auseinandersetzungen hervorgerufene Migration in die westlichen Länder stark zugenommen. In der Bundesrepublik Deutschland leben aktuell laut den vom Statistischen Bundesamt im September 2016 veröffentlichten Daten 81,4 Millionen Menschen, davon haben 17,2 Millionen einen Migrationshintergrund (definiert als selbst migriert oder direkt von zugewanderten Personen abstammend), das entspricht derzeit etwa 21,2 % der Gesamtbevölkerung. Zahlreich geburtshilflich-epidemiologische Untersuchungen, die in den letzten Jahren international publiziert wurden, haben sich mit den gesundheitlichen Folgen der Migration oder der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit beschäftigt. Dabei stand häufig der „Risikofaktor Zuwanderung“ im Rahmen des geburtshilflichen Managements im Mittelpunkt. Grundtenor der meisten Studien ist, dass beispielsweise mit der Migration verbundene ungünstige sozio-ökonomische Umstände zu deutlich mehr Frühgeburten, einer erhöhten perinatalen Mortalität oder einer erhöhten Frequenz operativer Entbindungen bei Migrantinnen führen können. Die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und die sich daraus ergebende große Flüchtlingszahl haben die Autorengruppe um Kaelsley dazu angeregt, eine Literaturreche in MEDLINE, Web of Science und Embase durchzuführen. Es wurden 2.161 Studien einbezogen, die zwischen 2009 und Otkober 2016 publiziert wurden. 13 von 2.161 Studien erfüllten die Einschlusskriterien, wobei die Autoren insgesamt einen geringen Evidenzgrad der gefundenen Studienergebnisse feststellen mussten, was nicht überrascht. Sie teilen die folgenden wesentlichen Ergebnisse mit: 1.) Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen mütterlicher Exposition eines bewaffneten Konflikts und einer erhöhten Rate von Kindern mit zu geringem Geburtsgewicht (low birth weight). 2) Eine begrenzte Evidenz liegt vor für einen Zusammenhang dieser Exposition und häufigeren Fehl-, Tot- und Frühgeburten. 3.) Eine geringe Evidenz war festzustellen für eine Assoziation dieser Exposition mit einer erhöhten Häufigkeit anderer negativer Auswirkungen auf die Schwangerschaft wie z.B. die Rate kongenitaler Fehlbildungen. Keasley et al. geben für die Betreuungspraxis von schwangeren Flüchtlingsfrauen aus Krisengebieten die Empfehlung, eine intensivierte Ultraschall-Überwachung durchzuführen, um zumindest rechtzeitig eine fetale Wachstumsretardierung zu erkennen und ggf. Interventionsmaßnahmen einleiten zu können.
Matthias David, Februar 2018
Prof. Dr. med. Matthias David