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Artikel des Monats Mai 2018

vorgestellt von PD Dr. med. Friederike Siedentopf

Poli-Neto OB, Tawasha KAS, Romão APMS, Hisano MK, Moriyama A, Candido-Dos-Reis FJ, Rosa-E-Silva JC1, Nogueira AA.

History of childhood maltreatment and symptoms of anxiety and depression in women with chronic pelvic pain.

J Psychosom Obstet Gynaecol. 2018 Jun; 39(2):83-89.

 

In der brasilianischen Studie sollen die Prävalenz von körperlichem, sexuellem und emotionalem Missbrauch in der Kindheit sowie emotionaler Vernachlässigung bei Patientinnen mit chronischem Unterbauchschmerz sowie ihre Assoziation mit der Schmerzsymptomatik, Angst und Depression untersucht werden.

In dieser Fall-Kontroll-Studie mit  154 erwachsenen Frauen waren 77 Frauen Patientinnen mit chronischem Unterbauchschmerz und  78 gesunde Frauen. Die Vorgeschichte des Missbrauchs wurde mit dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ), Angst und Depression mit der  Hospital Anxiety and Depression scale (HADS) erhoben. Die Schmerzintensität wurde mit einer visuellen Analogskala erfasst. Anschliessend erfolgte eine subtile statistische Auswertung.

Bei den Ergebnissen dieser Studie zeigte sich eine Prävalenz von schlechter Behandlung im Sinne von  in der Kindheit von  77,9% in der Studiengruppe und 64,9% bei den gesunden Kontrollen  (p = 0.07). Emotionale Vernachlässigung war häufiger bei den Unterbauchschmerzpatientinnen als bei den gesunden Frauen (58.4% versus 41.5%, p = 0.04). Es fand sich eine moderate Korrelation zwischen Angst und Depression und den Scores im  CTQ bei Frauen mit Unterbauchschmerzen. Arbeitslosigkeit (OR = 4.15, 95% CI 1.73-9.94; ORadj =  3.30, 95% CI 1.26-8.55) war unabhängig assoziiert mit dem Vorhandensein von chronischem Unterbauchschmerz.

Die Autoren schließen aus den Resultaten der Studie, dass Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit bei Frauen mit chronischem Unterbauchschmerz häufiger ist als bei gesunden Frauen. Des Weiteren wurde eine direkte Korrelation zwischen schlechter Behandlung in der Kindheit im Sinne von emotionaler Vernachlässigung sowie Angst und Depression gefunden. Arbeitslosigkeit wurde als ein unabhängiger Faktor für chronischen Unterbauchschmerz identifiziert.

Kommentar:

Die vorliegende Studie liefert einen Beitrag zur Diskussion um die Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Patientinnen mit chronischem Unterbauchschmerz. Bislang wird dieser Einflussfaktor kontrovers diskutiert und es gibt deutlich divergierende Studienergebnisse. Auffallend ist bei dieser Studie jedoch die auch in der Kontrollgruppe sehr hohe Prävalenz von Vernachlässigung und Missbrauch, insofern stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse als verallgemeinerbar interpretiert werden können bei zudem auch relativ kleiner Fallzahl. Auch gibt die Studie keine Hinweise auf die immer noch unklaren Entstehungsmechanismen des chronischen Unterbauchschmerzes. Letztendlich könnte diesbezüglich nur ein prospektiver Studienansatz weiterhelfen.

Friederike Siedentopf, Mai 2018

PD. Dr. med. Friederike Siedentopf

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