Artikel des Monats Juli 2018
vorgestellt von PD Dr. med. Friederike Siedentopf
Weng SC, Chang JC, Yeh MK, Wang SM, Lee CS, Chen YH.
Do stillbirth, miscarriage, and termination of pregnancy increase risks of attempted and completed suicide within a year? A population-based nested case-control study.BJOG. 2018 Jul;125(8):983-990.
BJOG. 2018 Jul;125(8):983-990.
In der vorliegenden bevölkerungsbasierten taiwanesischen Kohortenstudie wurde das Suizidrisiko sowie die Suizidalität ein Jahr nach Totgeburt, Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch untersucht und mit dem Risiko einer Frau nach einer Lebendgeburt verglichen. Betrachtet wurden dabei 485 Fälle von versuchtem respektive 350 Fälle von durchgeführtem Suizid aus den Jahren 2001 bis 2011 analysiert. Es wurden dann matched pairs bezüglich des Alters und Jahres der Entbindung gebildet.
Es zeigte sich, dass in der Gruppe der Frauen mit einem Schwangerschaftsverlust die Rate an Suizidversuchen erhöht war, auch die Rate des durchgeführten Suizids war in der Gruppe mit Totgeburt, Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch erhöht im Vergleich zu den Frauen, die eine Lebendgeburt im gleichen Zeitraum hatten. Auch bei Frauen mit der Erfahrung einer Fehlgeburt oder einem Schwangerschaftsabbruch war das Risiko für einen Suizidversuch in dem Jahr danach erhöht.
Die Autoren schließen daraus, dass in einer psychischen Belastungssituation, die mit Schwangerschaftsverlust in Zusammenhang steht, auf die psychische Reaktion in besonderer Weise geachtet werden sollte und sowohl betroffene Frauen als auch Familienmitglieder über mögliche psychische Reaktion aufgeklärt werden sollten.
Aus meiner Sicht eine interessante Arbeit, die sensibilisieren soll für die teilweise erheblichen psychischen Folgen relativ alltäglicher und häufiger gynäkologischer Erkrankungen und Eingriffe.
Friederike Siedentopf, Juli 2018
PD. Dr. med. Friederike Siedentopf