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Presse-Mitteilung
Aktion „Roter Stöckelschuh“ startet
20.03.2017

Presseinformation

Dresden | Hamburg | überregional | Gesundheit | Gesellschaft

Sexarbeiterinnen in gynäkologischen Praxen willkommen

Dresden/Hamburg, 20. März 2017. Ab sofort  können FrauenärztInnen mit einem schicken Stöckelschuh ein Willkommen für Frauen aus der Sexarbeit signalisieren. Der sichtbar im Eingangsbereich der Praxis angebrachte Aufkleber zeigt: Hier werden Sexarbeiterinnen zu allen gynäkologischen Themen umfassend beraten und betreut.

Dazu gehören nicht nur die Krebs-Früherkennung oder die Behandlung von Regelschmerzen, sondern auch spezielle Fragen ihres Berufsalltags sowie fundierte Informationen zu Prävention, Diagnostik und Therapie von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und die Beratung bei individuellen Problemen. Die Sticker sind Teil einer gemeinsamen Kampagne von FrauenärztInnen und Sexarbeiterinnen, die für einen respektvollen professionellen Umgang mit Sexarbeit in der Praxis wirbt.

Initialzündung auf wissenschaftlichem Kongress in Dresden

Dass ein solches Angebot fehlt, war eines der Ergebnisse der Podiumsdiskussion  „Was hat die Frauenheilkunde mit der Prostitution zu tun?“ im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG) Anfang März 2017 in Dresden.  Unter der Überschrift „Das Eigene und das Fremde“ wurde eine äußerst aktuelle Thematik reflektiert. Neben den großen Themen Migration und transkulturelle Kommunikation hatte da die Prostitution ihren berechtigten Platz.

Emotionen und großes Interesse

Das Thema Sexarbeit wurde zum ersten Mal in Deutschland auf einem wissenschaftlichen gynäkologisch-psychosomatischen Kongress bearbeitet. Die hohe Aufmerksamkeit der nahezu 400 Teilnehmenden bestätigte die Entscheidung. „Schon der Begriff ‚Prostitution‘ weckt viele Emotionen. Aber wir wissen zu wenig darüber. Wir brauchen mehr Sachlichkeit in der Diskussion“, sagt Dr. med. Claudia Schumann aus Northeim, Frauenärztin und Vizepräsidentin der DGPFG. Lena Morgenroth aus Berlin vertrat die Sexarbeit auf dem Podium: „Die meisten meiner Kolleginnen trennen das – bei Fragen zu STI gehen sie lieber zum Gesundheitsamt oder zu Spezialpraxen. Bei der Frauenärztin des Vertrauens wollen sie sich dagegen nicht als Sexarbeiterin outen, weil sie nicht wissen, wie die reagiert und ob die sich überhaupt auskennt über Infektionswege bei besonderen sexuellen Praktiken.“

Weniger Erkrankungen durch Entkriminalisierung

„Zunächst ist es wichtig, klar zwischen Sexarbeit und Menschenhandel zu trennen“, betont Harriet Langanke, Sexualwissenschaftlerin aus Köln. Sie demonstrierte auf der Tagung in Dresden, wie sich unterschiedliche Gesetzeslagen international auf den gesellschaftlichen Umgang mit Prostitution auswirken: „Erfahrungen aus Neuseeland zeigen: Infolge einer konsequenten Entkriminalisierung von Sexarbeit haben Gewalterfahrungen und Erkrankungen unter Sexarbeiterinnen nachweislich abgenommen.“

Konkrete Daten zu Sexarbeit fehlen

Wie freiwillig der Entschluss zu Sexarbeit ist, hängt oft von den Alternativen ab, die Frauen für sich sehen. Dazu fehlen, wie auch zur Zahl der in Deutschland tätigen Sexarbeiterinnen, die genauen Daten. „Viele Frauen würden gerne anders ihr Geld verdienen. Angebote für den Ausstieg sind wichtig“, weiß Ulrike Richter. Die Sozialpädagogin in Dresden kennt das breite Spektrum vom Straßenstrich der Drogenabhängigen bis zum Escort-Dienst.

Aufkleber-Idee aus Hamburg

„Die Aufkleber fanden schon bei der Tagung in Dresden reißenden Absatz“, berichtet Claudia Schumann. „Mitgebracht hatte die Idee meine Kollegin Dorothee Kimmich-Laux aus Hamburg, die sich seit Jahren bei Ragazza engagiert.“ Das ist eine Kontakt- und Anlaufstelle für Frauen, die Drogen konsumieren und der Prostitution nachgehen. Dort wurde auch das Projekt geboren und der Sticker entwickelt. Die Aufkleber „Roter Stöckelschuh“ können beim Hamburger Verein ragazza geordert werden. Im vorab geschickten Freiumschlag erhalten die Besteller zudem wichtige thematische Informationen zugesendet.Spenden für die Arbeit von Ragazza sind willkommen!

Gemeinsames Ziel von DGPFG und BesD

Die DGPFG tritt gemeinsam mit dem Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleitungen (BesD) dafür ein, dass Sexarbeiterinnen gesundheitlich noch besser versorgt und betreut werden. Der Sticker ist der Anfang. Geplant sind gezielte Fortbildungen für FrauenärztInnen. „Sexarbeiterinnen wollen nicht ungefragt gerettet werden. Sie brauchen je nach Situation einen respektvolle Aufnahme, Zuhören, und Informationen“, erklärt  Dr. med. Dorothea Kimmich-Laux. Der BesD will eine Liste der frauenärztlichen Praxen führen, in denen Sexarbeiterinnen willkommen sind. Fabienne Freymadl, Vorständin des BesD und Sexarbeiterin: „Wir begrüßen diese Aktion. Sexarbeitende werden immer noch aktiv diskriminiert und stigmatisiert. Akzeptierend eingestellte Ärzt*innen sind für uns sehr wichtig, denn nur so haben wir den Mut, uns zu offenbaren.“

Über die DGPFG

Die interdisziplinäre Fachgesellschaft fusionierte im Jahr 2000 in Dresden aus der 1979 in der DDR gegründeten Arbeitsgemeinschaft für Psychosomatische Gynäkologie und Geburtshilfe und der 1981 in der BRD entstandenen Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Geburtshilfe und Gynäkologie. Dies war ein bis dato für deutsche wissenschaftliche Gesellschaften einmaliger Vorgang.

Die DGPFG mit heute rund 800 Mitgliedern möchte u. a. Forschung und Lehre in der psychosomatischen Frauenheilkunde und Geburtshilfe fördern, die  psychosomatische Versorgung im Gesundheitssystem unterstützen und die Qualität der psychosomatischen Grundversorgung und der fachgebundenen Psychotherapie sichern.
www.dgpfg.de

Über den BesD

Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. wurde 2013 in Köln gegründet. Der Verband möchte die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeitern aller Geschlechter verbessern, über die unterschiedlichen Aspekte von Prostitution informieren und der Diskriminierung und Kriminalisierung von Menschen in der Sexarbeit entgegen wirken.
www.berufsverband-sexarbeit.de

Über ragazza

ragazza ist eine niedrigschwellige und akzeptierende Kontakt- und Anlaufstelle mit einem integrierten Gesundheitsraum/ Konsumraum in Hamburg. Sie bietet Hilfen für Frauen, die Drogen konsumieren und der Prostitution nachgehen.
www.ragazza-hamburg.de

Ansprechpartnerinnen für die Presse
Dr. med. Claudia Schumann
Vizepräsidentin der DGPFG
E Claudiaschumann@t-online.de
M +49 170 7322580

Dr. med. Dorothee Kimmich-Laux
Frauenärztin Ragazza/Hamburg
E Kimmich-Laux@t-online.de
M +49 171 9526174

Foto Aktion „Roter Stöckelschuh“
Foto: ©ragazza e.V.

Mit freundlichen Grüßen

Presseinformation i. A. der DGPFG

 

Dagmar Möbius
Freie Journalistin (DJV)
*Recherche, Redaktion, Beratung*
Berlin-Brandenburg & Dresden

E pr@dagmar-moebius.de (nur für PR)
M
 +49 174 9847514

 

 

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Vizepräsidentin der DGPFG
Claudiaschumann@t-online.de
M +49 170 7322580

Dr. med. Dorothee Kimmich-Laux

Frauenärztin Ragazza/Hamburg
E Kimmich-Laux@t-online.de
M +49 171 9526174


Dagmar Möbius

Freie Journalistin (DJV)
Recherche, Redaktion, Beratung
Berlin-Brandenburg & Dresden
E pr@dagmar-moebius.de (nur für PR)
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