Seminarreihe „Kleine“ Sexualberatung in der gynäkologischen Praxis – Grundlagen
Online Fortbildung der DGPFG
Sexuelle Störungen und sexuelle Unzufriedenheit können vielfältige Ursachen haben. Innerpsychische, partnerschaftliche, soziokulturelle und nicht zuletzt körperliche Faktoren sind dabei in unterschiedlichem Ausmaß entscheidend für das Entstehen und den Verlauf der Störung. Der Bedarf an sexualmedizinischer Information und Beratung bei den Patient*innen in der gynäkologischen Praxis und Klink ist groß. Viele Gynäkolog*innen fühlen sich in diesem Bereich durch Aus- und Weiterbildung nicht ausreichend qualifiziert und möchten eine praxisnahe Anleitung, um Patient*innen zu diesen Fragen besser beraten zu können.
Mit unserer Fortbildung möchten wir dieses Anliegen aufnehmen und bieten online eine Einführung über vier Abende an, in denen Grundlagen der Gesprächsführung vermittelt und relevante Themen vorgestellt werden.
Wir möchten Ihr Interesse wecken: Wie kann eine „kleine“ Sexualberatung in der gynäkologischen Praxis aussehen? Und: Wann und wohin kann ich überweisen, wenn ich nicht weiterweiß?
Programm
Teil 1
Mittwoch, 12.02.2025 18.00-20.15 Uhr
- Zur Relevanz sexualmedizinischer Fragen in der Gynäkologie
In welchen Situationen und bei welchen Krankheitsbildern können Fragen zur Sexualität für die Patient*innen in einer gynäkologischen Praxis und Klinik wichtig werden?
Andrea Hocke, Bonn - Sexualanamnese
Wie können wir angemessen über Sexualität sprechen? Wie kann ich klären, ob die Patientin mit mir über dieses Thema sprechen möchte? Welche Gesprächstechniken haben sich bewährt? Welche Aspekte können im Rahmen einer Sexualanamnese wichtig sein, um das sexuelle Problem gemeinsam besser kennenzulernen? Wie sieht ein ressourcen- und lösungsorientiertes Vorgehen aus? Welche Rahmenbedingungen für das Gespräch gilt es zu berücksichtigen?
Ruth Gnirrs, Kassel
Teil 2
Mittwoch, 14.05.2025, 18.00-20.15 Uhr
- Dyspareunie
Nach den Libidostörungen sind die Schmerzstörungen die zweithäufigste sexuelle Funktionsstörung in der Frauenheilkunde.
Die Dyspareunie hat je nach Lokalisation des Schmerzes unterschiedliche somatische Ursachen, aber auch psychosomatische Ursachen sind häufig, ganz zu schweigen von den Folgen für Individuum und Partnerschaft. Wie ich diese komplexe Fragestellung effektiv und zeitschonend in einer gynäkologischen Sprechstunde bearbeiten kann, ist Thema dieser Kurseinheit.
Andrea Hocke, Bonn - Vaginismus
Abzugrenzen von der Dyspareunie ist der Vaginismus, der meist einen völlig anderen Hintergrund und damit auch einen völlig anderen Behandlungsansatz hat. Je nach Kulturkreis ist diese Störung nicht selten, erzeugt einen hohen Leidensdruck und wird aus unterschiedlichen Gründen oft nicht konsequent angegangen. Dabei ist die Therapie in vielen Fällen leicht und in jeder gynäkologischen Praxis durchführbar. Die Kenntnis für diese Angehensweise und den Mut dafür soll in diesem Kursteil vermittelt werden.
Markus Valk, Wesel
Teil 3
Mittwoch, 17.09.2025, 18.00-20.15 Uhr
- Libidomangel/Lustlosigkeit
Lustlosigkeit ist ein häufig auftretendes Thema in der gynäkologischen und urologischen Praxis- und es ist ein Problem, das schnell weitere Probleme im Hinblick auf das Selbstwerterleben und für die Zufriedenheit in Partnerschaften schafft.
Die vielfältigen psychischen, körperlichen, partnerschaftlichen und sozialen Faktoren, die dieses
Fehlen sexueller Lust bewirken können, sollen vorgestellt werden. Mögliche erste Schritte in der Sexualberatung werden aufgezeigt. Der gemeinsame Suchprozess im Gespräch kann überraschende Hinweise für mögliche Veränderungen ergeben- manchmal aber auch eine Akzeptanz der Tatsache, dass Partner*innen sich in Bezug auf Häufigkeit und Art und Weise ihrer sexuellen Wünsche unterscheiden. Sinnvoll kann dann ein gemeinsames Nachdenken darüber sein, wie ein Paar mit dieser Differenz umgehen möchte.
Ruth Gnirss, Kassel - Onkologie
Bei einer Krebserkrankung und nach einer Krebsbehandlung kann es zu physischen und psychischen Veränderungen des sexuellen Erlebens kommen. Es können Probleme wie Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), verminderte Libido und ein negativ wahrgenommenes Körperbild entstehen oder sich verstärken.
Die Beratung erfolgt an den Bedürfnissen der Patientin/des Paares angepasst. Hierzu gehört die Vermittlung von Wissen: anatomische, physiologische oder psychologische Abläufe. Das Gespräch von etwaigen Fehlvorstellungen und irreführenden Vorstellungen von Sexualität ist wichtig, um eine gezielte Anregung zur Verhaltensveränderungen zu ermöglichen. Wichtig ist dabei die Abklärung von gegenseitigen Vorstellungen und Erwartungen in Bezug auf die Partnerschaft und in der gemeinsamen Sexualität.
Nicole Balint, Berlin
Teil 4
Mittwoch, 19.11.2025, 18.00-20.15 Uhr
- Queer in der Praxis
Geschlecht und Sexualität ist, wenn vielleicht manchmal auch nur am Rande oder unbewusst, Bestandteil bei fast jedem Patient*innenkontakt.
Wie verhalten wir uns, wenn Irritationen auftreten? Wie gehen wir damit um, wenn Patient*innen Unsicherheiten, Irritationen bezüglich ihrer Geschlechtsidentität beziehungsweise Sexualpräferenz äußern? Was braucht es um eine Atmosphäre des „Willkommenseins und der Sicherheit“ für queere Menschen in unseren Praxen und Kliniken zu schaffen? Input, Austausch, Diskussion, Erfahren der eigenen Grenzen
Carsten Braun, Gelsenkirchen - Varianten der Geschlechtsentwicklung-DSD
Unter den Begriff DSD (Differences of Sex Development) und Varianten der Geschlechtsentwicklung werden Diagnosen zusammengefasst, die die Entwicklung von körperlichen Geschlechtsmerkmalen betreffen. DSD beinhaltet eine Vielzahl von Diagnosen in unterschiedlichen Ausprägungen.
Einzelne Diagnose werden ausführlich besprochen. Anhand der Diagnosen werden die Schwerpunkte der sexualmedizinischen Beratung vorgestellt.
Nicole Balint, Berlin
Teilnahmegebühren
50.-€ /je Abend, 180.- € für die gesamte Reihe
Mitglieder der DGPFG: 40.-€ /je Abend, 130.- € für die gesamte Reihe
StudentInnen im Vollzeitstudium (Bearbeitung der Anmeldung erst nach Zusendung der aktuellen Immatrikulationsbescheinigung): 10,- €/Abend
Fortbildungspunkte
für Ärzt*innen werden beantragt.
Referent*innen
- Nicole Balint,
FÄ für Gynäkologie und Geburtshilfe, Zusatzbezeichnung Sexualmedizin, Berlin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie, Campus Virchow Klinikum. Vorstandmitglied der DGPFG - Carsten Braun,
Frauenarzt und Psychotherapeut, niedergelassen in Gelsenkirchen, Balintgruppenleiter und Dozent für „Psychosomatische Grundversorgung“ für die ÄKWL, Weiterbildung in tiefenpsychologischer Psychotherapie, Verhaltenstherapie, systemische Therapie und Sexualmedizin. Vorstandmitglied der DGPFG - Dr. med. Ruth Gnirss,
Fachärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutische Medizin, langjährige Oberärztin der Sexualmedizinischen Sprechstunde des Universitätsspitals Zürich, Ausbildung in Psychodrama, tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie, Systemischer Paar- und Familientherapie, Traumatherapie sowie Sexualtherapie nach dem Hamburger Modell am UKE Hamburg, Sexualmedizin, Dozentin für Sexualmedizin, Sexualberatung und Sexualtherapie der Deutschen Gesellschaft für Sexuelforschung (DGfS), eigene Praxis, Kassel - Dr.med. Andrea Hocke,
FÄ für Gynäkologie und Geburtshilfe, Psychotherapeutin, Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinikum Bonn, Mitglied der AG Trauma und Gewalt der DGPFG - Dr. med. Markus Valk,
Facharzt für Frauenheilkunde, MVZ evamed Wesel, Sexualmedizin und Psychotherapie, Leiter AG Sexualmedizin BVF
Weiterbildungsstelle und Prüfer für Sexualmedizin der Ärztekammer Nordrhein